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IrrlichtAufmerksam wieder, der Herr.
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„Blood on the tracks“ habe ich heute, ebenso wie gestern „Our mother the mountain“ erstmals genoßen. Für ersteres gilt aber schon vorweg, dass es mir auf Anhieb und gut und gerne zwei Klassen besser gefällt als „Highway 69 revisited“ – das liegt m.E. an den intimeren und ja, auch zwingenderen (sic!) Songs, aber auch an der etwas weniger aufdringlichen Instrumentierung. Davon ab klingt das Werk auch erstaunlich schön introvertiert, in sich ruhend und gediegen (böser Begriff, muss aber sein).
„Our mother the mountain“ erinnert mich etwas an Drakes Debut, hier vielmehr der Tatsache geschuldet, dass ich vom Opener direkt ein wenig abgeschreckt war – geht leider eher wenig. Danach wird es bis fast zum Ende aber schier derart großartig, dass ich mir um den Sauerstoffgehalt im Hirn Sorgen machen musste. Sehr beeindruckend, sehr bewegend. Gerade „Kathleen“, der Titeltrack und und „St. John the gambler“ sind überwältigend. Allerdings ist das Album für mich auch nicht vollends grandios, gibt immer wieder Punkte, die mir ein wenig schleppend und unfokusiert vor sich hin trabend erscheinen – wie bei „Blood on the tracks“ gilt aber auch hier: Ersteindruck.
„I could live in hope“ kenne ich hingegen jetzt schon etwas länger und habe es auch schon viele viele Male gehört. Ich bin sehr froh, dass Carrot Flower und Andere, u.a. auch durch Hörproben, mir diese Band, wie auch genau dieses Werk schmackhaft machten, denn es ist nicht nur gut (wie ich zu Anfang annahm), sondern nahezu perfekt. Sicherlich nicht immer, daher zögere ich mit der Wertung auch noch, es ist ein Album, das viel entsprechende Stimmung auf der anderen Seite abverlangt, aber dann ähnlich intensiv unter die Haut kriecht, wie es eben nur ein Meisterwerk vermag. Was man aber ganz davon ab festhalten kann: Es gibt keinen schwachen Track auf diesem Album, dafür eine ganze Reihe schierer Glanztaten („Rope“, „Down„, „Lullaby“, „Slide„, „Cut“) – mal morbide, fast beängstigend, dann in sich aufgehend, aber immer – ist grade so gerne im Forumsmunde – erhaben, ausgeklügelt und spannend arrangiert. Besonders hervorheben muss man letztlich das eigentümliche Gitarrenspiel, das mich immer atemlos zurücklässt. Musikalische Einfalt und Trägheit der Kaiserklasse.
Ja, Low sind wie gemacht für Dich! :lol:
Dass Blood On The Tracks Dir gefällt, hätte ich mir eigentlich denken können. Es gibt übrigens eine frühere Version, die nur als Bootleg zu erhalten ist, die karger instrumentiert ist, weil teilweise andere Aufnahmen verwendet wurden. Die könnte Dir vielleicht noch besser gefallen. Blood On The Tracks hat auch inhaltlich einiges zu bieten, als Dokument einer kollabierenden Beziehung ist es außerordentlich eindrucksvoll („If You See Her, Say Hello“, „Idiot Wind“).
Die „aufdringliche Instrumentierung“ von „Highway 61 Revisited“ ist ja genau der Punkt des Albums. Dylan, der Folkie, legt die akustische Gitarre ab und rockt. Den Eindruck kann man heute nicht mehr replizieren, aber vielleicht packt es Dich ja eines Tages so sehr, wie es mich gepackt habe, als ich es zum ersten Mal gehört habe. Da war ich etwa so alt wie Du.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.