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Irrlicht
Gerne. Ich muss allerdings darauf hinweisen, dass die sich anschließenden Schilderungen etwas der Erinnerung entstammen, habe ich das Album doch viele Monate nicht mehr gehört.Vorweg: Warm geworden bin ich mit diesem dünnen Pop-Scheibchen nie, auch nicht zu Anfang. Bereits nach den ersten Durchgängen erschien mir vieles zu träge, zu schlicht, zu berechenbar – die Songstrukturen lassen sich bereits nach den ersten Tönen vollständig erahnen (was natürlich nicht per se einen Punkt darstellt, an welchem man Kritik ansetzen müsste). Doch hier klingt mir alles zu sehr nach Radiotauglichkeit und massivem Problem Leben in das eigene Songwriting einzubauen. „Owner of a lonely heart“ weist einen netten Refrain auf – aber will man den wirklich oft hören? Nun, Du augenscheinlich schon.
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Im Ernst: Für mich bleibt „90125“ ein von vorne bis hinten durchkalkuliertes, blutarmes und in diesem Sinne letztlich kaltes und austauschbares Werk, welches das Siegel „Massenware“ gerne auf der Stirn tragen dürfte, übrig. Wobei ich gestehen muss, mit Yes generell kaum etwas anfangen zu können. Denn auch auf „Close to the edge“ erscheint mir vieles konstruiert, collagenhaft, unausgegoren. Ein Szenario sprintet ohne nennenswerte Höhepunkte und Übergänge ins Nächste, letztlich bleibt nur ein recht nettes Album übrig, welches aber aus Sicht der Spielfreude bei vielen anderen Prog-Kapellen gleicher Zeit weitaus authentischer und majestätischer anmutend daherkommt. Zu hören natürlich immernoch am besten beim karminroten König selbst. Nie klang „Prog“ feiner, leichtfüßiger, gefühl- und geheimnisvoller.
Lieber Daniel: Mir ist einiges unklar.
1. Welcher Song außer „Owner” ist radiotauglich? Wie kann dann das ganze Album auf Radiotauglichkeit getrimmt sein?
2. Wie kann eine Platte, die auf Radiotauglichkeit getrimmt ist, authentisch sein? Sogar ich, der ihr ***** gibt, sagt: Authentisch ist hier gar nichts (soll es auch nicht, braucht es auch nicht – hier steht Trevor Horn an den Reglern, der um die Zeit Frankie und Grace Jones verarztet hat. Wie Du richtig sagst: Natürlich ist hier jeder Takt durchkalkuliert.)
3. Wieso vergleichst Du „90125” mit King Crimson? Die Yes-Platte hat mit Prog doch nichts zu tun – ganz klar eine Pop-Rock-Platte. King Crimson experimentieren zu der Zeit mit Polyrhythmen etc. So verspielt „90125” stellenweise ist – polyrhythmisch ist es nie.
4. Wenn die Platte austauschbar ist – nenn mir eine, die Du ähnlich oder gar identisch ist?
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„Weniger, aber besser.“ D. Rams