Re: Musikalisches Tagebuch

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gastrisches_greinen

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Vega4Kannst du ein paar Worte zu dieser Platte schreiben? Hört sich mehr als interessant an…

Interessant ist sie, wenn auch sicherlich nicht durchweg gelungen. Es handelt sich um improvisierte elektronische Musik, ein Zusammenwirken dreier solo sehr eigenständiger Musiker, das vermutlich zunächst als ein Spaßprojekt begann. Zumindest klingt vieles auf diesem ersten Album so. Wenn man der Kritik glauben kann ist das Projekt erst auf dem zweiten Album The Return Of Fenno’berg zu einem wirklichen Gruppensound gelangt, ich selbst kenne den Nachfolger nicht. Hier klingt vieles zu verspielt und verspult, ist manchmal übervoll mit Sounds und Samples, läuft etwas ziellos hier und da ins Leere, was nicht heißt, daß es keine Momente gäbe, in denen das Album glänzen würde, meistens dann, wenn die drei wirklich an einer gemeinsamen Idee zusammen stricken, sparsamer werden.

Improvisierte elektronische Musik, die sich abseits der klaren Beats bewegt, sperrig ist, aber durchaus aufgrund der Vielzahl der ins Spiel geworfenen Ideen Spaß macht. Dennoch würde ich aufgrund einiger Längen *** geben. Christian Fennesz selbst gefällt mir meist auch in improvisierten Kontexten mit anderen Musikern nicht so sehr, seine Solosachen sind da meist sehr viel konsistenter.

aco-bracoIch mache das nicht aus Prinzip, aber Deine Ausführungen über „The Drift“ kann ich nur bestätigen, die Unbewertbarkeit der Platte ist ja mittlerweile ein fester Bestandteil ihrer Rezeptionsgeschichte.
Das dunkle Faszinosum der Platte ist ja auch hinreichend und wortreich beschrieben worden.
Das was mich für die Platte zuallererst einnimmt, ist Scotts Stimme, sein markerschütternder Gesang lässt einen den Atem stocken, ich empfinde das Grauen das von The Drift ausgeht als aufwühlend und spannend, auch wenn die Unmittelbarkeit manchmal nur schwer zu ertragen ist.
Und dass die Platte einen in vielerlei Hinsicht schwankend zurücklässt, wenn man sich mit ihr ausführlich beschäftigt, lässt sich bei so einem unvergleichlichen Werk kaum vermeiden.

Gut beschrieben, aco, vor allem den Hinweis auf die Unmittelbarkeit der Wirkung, die Scott Walker hier erreicht, kann ich nur unterstreichen.