Re: Musikalisches Tagebuch

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aco-braco

Registriert seit: 17.08.2005

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gastrisches_greinenEher zu den Hin- und Hergerissenen. Von The Drift geht für mich eine dunkle Faszination aus, aber es ist ein Werk, das ich nur sehr selten zu hören vermag, das sich mir streckenweise auch verschließt, an dem ich mich abarbeiten kann, das aber in allen Momenten tief aufrührt, ja verstört, manchmal auf eine sehr körperliche Weise (das vielbeschriebene Clara zum Beispiel, in dem das Schlagen der Schweinehälften ja nichts anderes eine sehr handgreifliche, direkte, plakative Verbildlichung des im Stück Geschilderten ist, kontrastierend zu der teilweise poetischen Sprache, verstörend, nicht belustigend, so roh, wie das behandelte Thema, also angemessenes künstlerisches Mittel). All das sind Qualitäten eines großen Albums, aber auch wenn ich in der Endjahresabrechnung 2006 The Drift zu schnell **** gegeben habe, fällt mir eine eindeutige Besternung schwer. Es gibt Hördurchgänge, da tendiere ich zu *****. Aber ich schwanke.

Es ist nicht so wie etwa bei Laughing Stock, bei dem die ***** für mich gar keine Frage sind, das mich vom ersten Hören an und über die Jahre hinweg immer wieder gefangen nimmt. Hier wäre Enthusiasmus wohl das richtige Wort. The Drift ist eine Reise in das Herz der Finsternis und da ist Begeisterung nicht das Gefühl, das sich mir nahelegt. Faszination, Verstörung, manchmal Zurückgestoßensein, das sind die Pole, zwischen denen sich die Reaktionen bewegen.

Wie stehst du zu The Drift?

Ich mache das nicht aus Prinzip, aber Deine Ausführungen über „The Drift“ kann ich nur bestätigen, die Unbewertbarkeit der Platte ist ja mittlerweile ein fester Bestandteil ihrer Rezeptionsgeschichte.
Das dunkle Faszinosum der Platte ist ja auch hinreichend und wortreich beschrieben worden.
Das was mich für die Platte zuallererst einnimmt, ist Scotts Stimme, sein markerschütternder Gesang lässt einen den Atem stocken, ich empfinde das Grauen das von The Drift ausgeht als aufwühlend und spannend, auch wenn die Unmittelbarkeit manchmal nur schwer zu ertragen ist.
Und dass die Platte einen in vielerlei Hinsicht schwankend zurücklässt, wenn man sich mit ihr ausführlich beschäftigt, lässt sich bei so einem unvergleichlichen Werk kaum vermeiden.

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Alles, was sich hinauswagt, wird am Ende zurückgeholt.