Re: JOHNNY CASH UNEARTHED

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dougsahm
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Ich kenn sie noch nicht. Aber eine weitere euphorische Stimme vom Zündfunk (Bayr. Rundfunk):

15. DEZEMBER 2003

VON HANS STRECKER

Rechtzeitig zum Last-Minute-Weihnachtsgeschäft kommt eine neue Johnny-Cash-CD heraus: „Unearthed“. Nicht ein Album, auch kein Doppel- oder Tripel-Album, sondern gleich eine 5-CD-Box. Trotz der Durchsichtigkeit dieser Weihnachtsofferte ist „Unearthed“ das Album der Woche im ZÜNDFUNK.

Schon lange war eine Compilation mit unveröffentlichtem Material der American-Recording-Sessions geplant. Diese letzte Schaffensperiode war das, was Johnny Cash schon immer machen wollte: nur er und seine Gitarre. Der Mann der ihm dazu die Chance bot, war Rick Rubin.

Beim ersten Album des Fünferpacks „Who’s Gonna Cry“ und beim vierten Album: „My Mothers Hymn Book“ geht das Rezept voll auf: nur Johnny Cash und seine Gitarre. Sehr ruhiges, sehr atmosphärisches Material, das am stärksten auf Cashs Country-Wurzeln verweist. Seine Stimme brüchig und gleichzeitig stark. Das sind die CDs für den ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag.

Etwas poppiger sind die Alben drei („Trouble in Mind“) und vier („Redemption Songs“). Inhalt dieser CDs sind vor allem Coverversionen und Duette mit anderen Stars: Nick Cave, Tom Petty, Carl Perkins und Willie Nelson. Zu einer echten Dreifaltigkeit der verstorbenen Poplegenden schwingt sich der „Redemption Song“ auf: Country-Legende Johnny Cash und Punk-Legende Joe Strummer covern Reggae-Legende Bob Marley.

Bei manchen Songs überschreiten Johnny und Rick die Kitschgrenze, wie bei Cat Stevens „Father and Son“, dessen magische Sentimentalitätswirkung sich auch einst die „Teekanne“-Werbung zu Nutze machte.

Doch für den gelegentlich etwas zuviel auftauchenden Schmalz entschädigen Covers wie Neil Youngs „Heart of Gold“ voll und beweisen immer wieder: Johnny Cash covert keine Songs, er adoptiert sie, er macht sie zu Johnny-Cash-Songs. Schon heute hört man an manchen Kneipentischen Diskussionen, ob „Personal Jesus“ im Original von Johnny Cash oder Depeche Mode ist.

Außerdem enthalten „Trouble in Mind“ und „Redemption Songs“ Alternativ-Versionen bereits veröffentlichter American-Recording-Songs.

Album Nr. 5 ist ein „Best Of“ der vier American-Recording-Alben. Die größte Kritik an „Unearthed“ ist die Verkaufspolitik der Plattenfirma Universal, die diese sehr unterschiedlichen Alben nur als 5-CD-Pack anbietet, auch wenn diese Box schick aussieht und ein schönes Booklet dabei hat. Um die 70 Euro muss man für „Unearthed“ hinlegen. Ob Johnny das gewollt hätte?

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