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Rezension von Hans-Martin Issler, Rock Hard Nr. 200
POWDERFINGER hätten nach „Odyssey Number Five“ auch einfach eine ruhige Kugel schieben können und dennoch einen Stapel Edelmetall-Alben nach Hause getragen – zumindest in ihrer Heimat, dem fünften Kontinent. Doch Australiens bester Rockact der letzten zehn Jahre entschied sich dafür, neue Herausforderungen anzupacken, und schlug den buchstäblich harten Weg ein. „Vulture Street“ rrrrrrockt hart. Ein kerniges, bluesgetränktes Rockalbum von so unfassbarer Qualität, das in jeder guten CD-Sammlung direkt neben AC/DC und Led Zeppelin perfekt aufgehoben ist. Siebziger-Jahre-Rock-Flair zieht sich allgegenwärtig durch die elf Titel. Selbst das Albumdesign erinnert an die Dekade, in der Plateau-Schuhe und Marshall-Verstärker-Wände Pflicht waren. In der Tat schimmern leichte Reminiszenzen an Led Zeppelin durch. Mehrminütige Jimmy-Page-Soli darf man zwar nicht erwarten (ansatzweise vielleicht in ‚Pockets‘), dafür aber großartige fette Gitarren und ansteckende Riffs. Bernard Fanning singt stark und emotionsgeladen wie nie zuvor. Der Vergleich mit Robert Plant wäre wohl gar nicht so abwegig.
POWDERFINGER haben all das, was gehypten Garagen-Rockern wie z.B. The Strokes abgeht: nämlich phänomenalen Songs, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen und sich mit jedem Hördurchgang tiefer eingraben. Qualitäten, mit denen das Quintett auch schon auf den vier Vorgängeralben brillierte. „Vulture Street“ vereint dabei diese familiären Sounds auf wunderbare Weise. Angefangen vom programmatischen ‚Rockin´ Rocks‘ über das genial retro-elektrische ‚Stumblin´‘ bis hin zu ‚A Song Called Everything‘, dem musikalischen Bindeglied zu den letzten beiden Alben, ist „Vulture Street“ die perfekte Realisierung eines Klassikers. Das i-Tüpfelchen stellen dabei die satte Produktion von Nick DiDia und der knackige Mix von Brendan O’Brien dar.
9,5 von 10 Punkten.
Australien liebt den Rock. Kein Wunder, dass Powderfinger als erfolgreichster Rock-Act downunder wissen, was zu tun ist.
Sie klingen nämlich gar nicht mehr nach Grunge. Früher, da hatten sie ihre Soundgarden- und Live-Phasen, dann schwenkten sie mit dem letzten Album „Odyssee # 5“ (2000) Richtung Classic Rock. Teilweise etwas ermüdend, aber trotzdem souverän. 2003 haben sie sich mehr auf die Bluesrockwurzeln der Black Crowes gestürzt. Jene gibt es nicht mehr, und deshalb macht das Sinn. In Interviews hat Sänger Bernard Fanning einmal gesagt, er möge Bands, die sich ständig neu erfinden. Das hört man. Wäre nicht seine einprägsame Stimme, die zwischen Bono und Paul Rodgers (wie in „Don’t Panic“) hin- und herpendelt, müsste man annehmen, hier handele es sich um einen Neuling. Dagegen spricht das professionelle Songwriting und die Souveränität, mit der das Quintett sich auf dem ’neuen‘ Terrain bewegt. Für junge Ohren mag dieses Album extrem altbacken klingen, das aber ändert nichts an seiner Qualität. Diesen Sound kann man sich sowohl in einem Club als auch auf einem großen Festival vorstellen. Den Jungs aus Brisbane gelingt dieser Spagat spielend. Kommt nicht so oft vor.
Autor: Jörg Staude
Erschienen in VISIONS Nr. 130
Powderfinger – Vulture Street
Aussie-Rock at its bestSeit dem grandiosen Album Odyssey Number Five war es lange still um Australiens beste Rockband der letzten zehn Jahre. Nun sind Powderfinger mit ihrem neuen Werk Vulture Street wieder zurück. Mit Verspätung ist das Album, mit dem Powderfinger bei den australischen Musik-Awards ARIA wieder richtig abgeräumt hat, nun auch in Deutschland zu haben.
Leider haben es die Jungs aus Brisbane, die in Down Under zu den ganz Großen zählen, hier noch nicht geschafft sich durchzusetzen. Was allerdings nicht an der Qualität der Musik liegt oder am abwechslungsreichen Songwriting. Vulture Street ist im Gegensatz zum Vorgänger wesentlich rauer und rockiger ausgefallen, ohne dabei bei den Melodien zu sparen.
Die erste Single-Auskopplung „(Baby I’ve Got You) On My Mind“ ist eine treibende Rocknummer mit Bernand Fannings druckvollem Gesang. In „Since You’ve Been Gone“ singt Fanning über seinen Umgang mit dem Tod seines Bruders, „How Far Have We Really Come?“ ist eine kritische Auseinandersetzung mit der sozialen Einstellung der Menschen. Besonders gut zur Geltung kommen Fannings songschreiberischen Qualitäten und seine melodiöse Stimme bei den Powerballaden „Love Your Way“ und „Sunsets“.
Wer sich über den Namen des neuen Albums wundert: Vulture Street hat keine höhere Bedeutung, sondern so heißt einfach die Straße in Brisbane, in der Powderfinger ihr neues Werkes aufgenommen haben. Wer sich von den Live-Qualitäten der Australier überzeugen will und die Klub-Tour im Oktober verpasst hat, hat im Februar noch einmal die Gelegenheit dazu, nämlich am 25.02.2004 in der Frankfurter Batschkapp und am 27.02.2004 im Atomic Cafe in München.
Mit dem neuen, grandiosen Rockwerk im Gepäck sollte es Powderfinger gelingen, wieder ein paar mehr Fans jenseits des fünften Kontinents zu gewinnen. Und vielleicht schafft die Band endlich auch in Europa den großen Wurf. Zu gönnen ist es ihnen allemal!
Anspieltipps: (Baby I’ve got You) On My Mind, Love Your Way, Since You’ve Been Gone
Beitrag von: Kirsten Opitz / erstellt am: 05.01.2004
http://www.triggerfish.de/magazin/home.cfm…FTOKEN=56109502
Powderfinger – Vulture Street 14.01.2004
Du vermisst in der aktuellen Musikszene eine klassiche Rockband wie es zuletzt die Black Crowes waren? Auf Neil Young konnte man sich nie richtig verlassen und Lenny Kravitz wird immer komischer, die Rolling Stones, ihre Zeitgenossen und direkten Nachfolger kommen doch langsam schon ins Rentenalter.
Wenn Dir dann noch die Kings of Leon zu hippiemäßig sind, dann gibt es jetzt ganz neu: Powderfinger: die Australier stechen mit „Vulture Street genau in die Lücke die die Krähen hinterlassen haben. 11 klassische gitarrenlastige Rocknummern, auch mal balladesk, aber oft die volle Dosis Schweine-Rock und mittendrin mit „(Baby, I’ve got you) on my mind)“ und „Stumblin'“ zwei echte Hits. Aber auch der Rest hat vielfach Singalong-Charakter, ist fast schon zu gefällig. 1,4 Millionen verkaufte Tonträger und ’ne Menge Preise in Aussi-Land, o.k. das ist kein Argument, aber in Deutschland ist man „Superstar“ mit weit weniger!
Im Grunde genommen ist es auch ganz einfach; bevor Du Deinen Kumpels weiter ständig in den Ohren liegst, dass es keine guten Rockbands mehr gibt, gib‘ Powderfinger eine Chance. Und wer weiß, vielleicht nervst Du Deine Freunde dann demnächst mit dieser „geilen neuen Band“.
Dominik Engel
P.S. Powderfinger sind nicht wirklich neu. In Australien erschienen bereits mehrere CDs, „Vulture Street“ ist einfach ein gutes klassisches Rock-Album. Heutzutage schon eine seltene Qualität.
http://www.bloom.de/articles/article_005329_php4.htm
Powderfinger haben schon mal The Black Crowes gehört. Das wird spätestens mit dem ersten Track, „Rockin‘ Rocks“ klar. Sänger Bernard Fanning formuliert den Unterschied zum Vorgänger „Odyssey Number Five“ folgendermaßen: „Wesentlich trockenerer, direkter Rock“. Das bringt es ziemlich genau auf den Punkt.
Wunderbar, wie der australische Fünfer es über elf Songs mit einer Gesamtlänge von einer knappen Dreiviertelstunde krachen lässt, etwa im bereits erwähnten Opener „Rockin‘ Rocks“ oder der fetten ersten Auskopplung „(Baby I’ve Got You) On My Mind“. Aber auch Hörer, denen der deutlich poppigere Vorgänger gut in’s Ohr ging, werden auf „Vulture Street“ etwa mit dem viereinhalb-Minüter „Love Your Way“ oder dem zauberhaften „Pockets“ fündig, wenngleich auch diese Stücke zum Ende hin noch ein wenig lauter werden.
Fazit: Ein rundum gelungenes Werk mit sehr gutem Abgeh-Faktor, dieses mittlerweile fünfte der Australier. „Vulture Street“ ist als eine der ersten Veröffentlichungen des Jahres für mich gleich ein heißer Aspirant für die Polls und Rückblicke des Jahres 2004. Bis dahin ist zwar noch ein ganzes Jahr Zeit, Powderfinger werden trotzdem dort auftauchen – garantiert!
Ole Cordua
http://www.discover.de/kritiken/sites/Powd…2004-01-09.html
Rezension von Bernard Zuel, Sydney Morning Herald
The Brisbane band’s fifth album may send a few shocked people scurrying to the safety and sanctity of Odyssey Number Five.
This is, by comparison with the layered Odyssey, a rawer, louder, but by no means unrefined, album. Its raison d’etre is free-running guitars with Darren Middleton and Ian Haug dominating in a way they haven’t since their 1994 debut, Parables for Wooden Ears.
There are Diamond Dogs-era glammy struts (Don’t Panic), Kiss-like pokes (the drolly named Rockin‘ Rocks), AC/DC meatiness (On My Mind), acoustic tumbling into weaving Zeppelin lines (Love Your Way) and what the Stooges‘ Ron Ashton might have sounded like if he had played with the Rolling Stones (Stumblin‘ and A Song Called Everything).
There’s a real energy here that has some connections to early Powderfinger, but bears the mark of a superior intellect. That is obvious in the controlled power of Since You’ve Been Gone, which is about Bernard Fanning coping with the death of his brother, and in the understated anger of How Far Have We Really Come? Those two songs also display Fanning’s talent as a lyricist. How Far Have We Really Come? is as good a critique of orthodox social thinking as you’ll find in a straightforward rock band, and Since You’ve Been Gone has such honesty and plain emotion.
For those looking for the radio-friendly hit, Love Your Way and Sunsets could be the new definition of power ballads, featuring open-hearted feeling and well-constructed progression.
It may be enough to bring in the Odyssey-buying mums and dads again. Either way, the rest of us can just enjoy Vulture Street’s power and passion. And the rock.
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