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ferryÜber das Bob Marley- Special in „Get Happy!?“ habe ich mich auch gefreut. Der Hauptartikel ist auch sehr gut geschrieben. Euphorisch abgefeiert, wie einige andere Bands und Künstler wird Bob allerdings nicht. Was natürlich auch vollkommen in Ordnung ist.
Der gewisse Nachgeschmack verbleibt allerdings, wenn die Island-Alben als „von Chris Blackwell verhunzt“ und Bob Marley’s Musik als „Inbegriff verschnarchter Hippie- Musik“ bezeichnet werden (in dem Interview). Die wahren Kenner schätzen also anscheinend hauptsächlich die frühen Singles und Alben.
Da ich diese nicht habe und kenne, kann ich das nicht beurteilen. Durch das Special dazu angeregt, werde ich das aber bald nachholen. Die Island- Alben kenne ich allerdings alle, die sind sehr gut bis fantastisch !
In der Fachliteratur findet man in der Tat meist die Wertung, dass die Perry-Produktionen Anfang der 70er zum wichtigsten und innovativsten zählen, was Marley geschaffen hat. Zumindest musikalisch hat er m.E. ab Mitte der 70er für den Sound Jamaikas nicht mehr so viele neue Impulse gesetzt, insbesondere im Vergleich zu dem, was sonst so dort passierte. Dub und Dancehall haben in seinem Werk kaum eine Rolle gespielt und auch der Roots Reggae etwa von Acts wie Burning Spear, Abyssinians, Max Romeo, Culture oder den Congos hatte einen anderen Charakter als Marleys international anschlussfähiger Fusion-Sound.
Für die Reggae Skins, die insbesondere an tanzbarem Ska, Rocksteady und Early Reggae interessiert sind, war Marleys Annäherung an den Rocksound mit Gitarrensoli, hin zum Album und weg von den Dancefloors zumindest ein zwiespältiges Vergnügen. Gewisse Antipathien zum Hippietum sind aus der Geschichte der Subkulturen naheliegend, sowas funktioniert ja immer auch durch Abgrenzung gegenüber dem anderen (siehe Mods vs. Rocker…). Wobei das mit der Hippie-Musik ja im Interview relativiert wird („früher dachte ich…“), wir werden ja alle reifer, milder, differenzierter (und leidenschaftsloser;-)) mit dem Alter.
Ob Blackwells Einfluss (bzw. allgemein Marleys Orientierung auf den westlichen Pop/Rock-Markt) nun künstlerisch eher Fluch oder Segen war, darüber scheiden sich die Geister. Diesen Dissens wollten wir aber auch so durch verschiedene Stimmen abbilden. Insbesondere anhand der verschiedenen Versionen von „Catch A Fire“ von der Deluxe-Ausgabe (leider so meines Wissens nie auf LP erschienen) kann man sich ja ganz gut ein eigenes Bild machen.
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