Re: Forums-Anthologie (Lyrisches)

#1360431  | PERMALINK

dr-nihil

Registriert seit: 08.07.2002

Beiträge: 15,356

*g*

womit uns der Lehrer verdeutlichen wollte, dass diese Verse im Grunde untereinander vollkommen austauschbar sind.

NEIN! Finde ich absolut nicht!
Da gibt es schon eine Anstiegskurve innerhalb des Gedichtes.
Und dass in der vorletzten Zeile noch mal das relativ banale “ Die meisten Menschen haben einen Schnupfen“ vor dem ultimativen Unglück “ Die Eisenbahnen fallen von den Brücken“ kommt, ist auch absolut beabsichtigt, und kann gar nicht an einer anderen Stelle stehen.
Sehe ich auch so. Obwohl ich die Aufgabenstellung spannend finde (unser Deutschlehrer wäre nie auf sowas gekommen.)

Die ersten 6 Zeilen sind überhaupt nicht austauschbar, da ist ein Spannungsbogen. Die 8. würde dahinter passen, aber er unterbricht den Bogen durch die Banalität der 7. Zeile – mit der dann auch noch das Reimschema wechselt.

Nein, sehe ich weiterhin nicht ganz so (ein bisschen von mir aus). So etwas wie ein „ultimatives Unglück“ mag es vielleicht inhaltlich geben, aber ich höre es nicht. Wenn ich von Banalität spreche, meine ich in diesem Fall nicht nur das Banale, was z.B. in einem Vers wie dem vorletzten steckt, sondern auch eine Banalität, die in der Sprache, im Ausdruck von van Hoddis steckt. Menschen sterben bei ihm, sie gehen „entzwei“. Das klingt als ob irgendein unwichtiger Gegenstand kaputt geht. Und auch der letzte Satz (also das angebliche „ultimative Unglück“) hat so etwas leicht desinteressiertes. Es fallen halt Eisenbahnen von den Brücken herunter. Beschreibende Adjektive oder derartiges gibts nicht dafür. Das passiert halt.
Okay, es besteht insofern ein gewisser dramaturgischer Aufbau, dass in jeweils den ersten beiden Zeilen der Strophen diese Katastrophenstimmung durchaus als eine solche aufgebaut wird, aber diese auch dann auf die Weise, die ich eben darstellte, ich nenne es jetzt einfach mal so: banalisiert und entemotionalisiert wird. Inhaltlich lassen sich die Verse für mich austauschen.

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