Re: Charles Mingus

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gypsy-tail-wind
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Hole das mal rasch aus dem Neuste-LP-Thread hier rein:

tejazzCharles Mingus – Charles Mingus in Amsterdam (3 LP-set, Ulysee/DIW Japan)

gypsy tail wind3 LP-Set? Ist das bei der DIW-Ausgabe so? Ich habe die Ulysse-Ausgaben, da ist Vol. 1 eine Doppel-LP und Vol. 2 eine einzelne (und das kurze Klaviersolo von Byard wird glaube ich wiederholt).

Ich hole mir ja nächstens die Mosaic-Box – keine Ahnung, ob die klanglich für dieses Konzert eine grosse Verbesserung bedeutet. Vielleicht hole ich die LPs mal noch hervor bis dahin.

tejazzIch denke, die MOSAIC-Box ist in Sachen Vollständigkeit (vielleicht nicht des Amsterdam-Konzertes sondern dieses Liveaufnahmen-Themas insgesamt) schon die bessere Wahl. Ein Kauf – und fertig. Die Qualität wird sicher nicht besser sein.
Diese DIW-Ausgabe (3 LPs in einer netten Box) ist für mich als Mingus-Neuling aber völlig in Ordnung. Ich denke, ich werde in den nächsten Jahren damit für diesen Zeitabschnitt einigermaßen auskommen. Es gibt genügend Platten von ihm, die ich mir noch zulegen kann & sollte, da muß ich mir nicht alle einigermaßen verfügbaren Liveplatten von 1964/65 sofort schnappen.
Der Preis von € 38 war/ist dafür völlig in Ordnung, die Überspielqualität bei DIW steht auch außer Frage. Es paßte gestern einfach im 2nd-hand-shop.

gypsy tail windWas Amsterdam betrifft, sind die Ulysse-LPs soweit ich weiss komplett, das DIW-Reissue wohl auch. Falls das Aufnahmen von Sue Mingus bzw. Jazz Workshop sind (soweit ich weiss betrachtet Sue die Ulysse-LPs als Boots) habe ich durchaus Hoffnung auf einen etwas besseren Klang – aber wirklich gut wird das Material aus Europa 1964 wohl nie klingen.

tejazzSo schlecht ist der Klang ja nicht. Gute Mono-Qualität, keine größeren Schwankungen – man ist so leicht zufrieden zu
stellen. ;-)

Witzig die Sache mit Sue Mingus – immerhin wird auf der Rückseite der Box geschrieben:

ORIGINALLY PRODUCED BY CHARLES MINGUS /PRODUCED FOR RECORDS BY ULYSEE MUSIQUE /with the kind permission of Jazz Workshop Inc. and Susan Graham Mingus.

gypsy tail windNunja, Sue gehört ja zu denen, die berüchtigt sind … sie scheint öfter mal Mingus-Bootlegs aus Plattenläden entwendet zu haben – hat ja keiner ein Recht, die Aufnahmen zu verkaufen – wo sie Recht hat … Wie es in diesem Fall genau von sich ging, weiss ich nicht, aber ich las irgendwo, dass es da anscheinend auch Unstimmigkeiten gab. Mal sehen, ob im Booklet der Mosaic-Box dazu etwas steht.

Und klar, der Klang ist völlig okay – ich bin ja einiges gewohnt, aber dennoch, eine wirklich feine Aufnahme der 1964er-Band wäre doch eine tolle Sache!

Übrigens, da Du Dich als Mingus-Neuling bezeichnest, ich würde eher mit weniger freien Sachen als der Band von 1964 einsteigen. Z.B. mit „East Coasting“, „Pithecantropus Erectus“, „Blues and Roots“, „Mingus Ah Um“ … und ich nehme mal an, dass Du „Money Jungle“ kennst, ja?

Hat and beardUm welche Mosaic-Mingus-Box geht es hier eigentlich?

gypsy tail windCD-only … es gibt nur eine, diese hier:
http://www.mosaicrecords.com/prodinfo.asp?number=253-MD-CD

Grossartige Musik, ich habe einiges davon auf LP, weniges auf CD. Es gibt da aber auch ein paar unveröffentlichte Dinge (u.a. mehr vom Town Hall-Konzert 1964) und mit „My Favorite Quintet“ eine Aufnahme, die ansonsten kaum zu finden ist.

Hat and beardDanke!

gypsy tail windFür Vinylhörer müsste es ein paar Ausweichmöglichkeiten geben … es gibt ja noch das „Great Concert“ (America), die beiden Enjas (Wuppertal, grossartiges Konzert!) und wie tejas Post beweist, ist es möglich, an das Konzert aus Amsterdam zu kommen (kann sein, dass ich meine LPs weggeben werde, aber das muss ich mir noch in Ruhe überlegen, „Mingus in Monterey“ behalte ich auf jeden Fall).

Zur Europa-Tournee von 1964 findest Du hier einiges an Infos:
http://mingus.onttonen.info/1964.html

Viele der aufgeführten Releases sind natürlich Bootlegs (Moon, Unique Jazz, Ingo, Jazz Up, Ingo, Landscape …), aber die Musik ist klasse. Es gibt von einigen Konzerten zirkulierende Aufnahmen, teils auch bereinigt (was die Abspielgeschwindigkeit betrifft, auf sowas nimmt Herr Bootlegger ja selten Rücksicht, damit die Behauptung widerlegend, ihm gehe es *auch* um die Musik).

Hat and beard“Monterey“ habe ich, das „Great Concert“ auch, eine der beiden Enja-LPs auch (ja, großartig!), Concertgebouw ebenfalls.

gypsy tail windDann bist Du ja gut aufgestellt und kommst wohl auch ohne die CD-Box durchs Leben … für mich muss sie sein, allein wegen dem „Favorite Quintet“ – scheint ja nicht mal sonderlich gut zu sein, aber es ist eine meiner letzten Lücken im Werk Mingus‘.

tejazzBisher gekauft und gehört: JAZZ COMPOSERS WORKSHOP (Savoy), JAZZICAL MOODS (Period), EAST COASTING & A MODERN JAZZ SYMPOSIUM (Bethlehem), MONEY JUNGLE, JAZZ PORTRAIT & TOWN HALL CONCERT (UA) und TIJUANA MOODS (RCA).
Und die COMPLETE DEBUT-CD-Box, aus der aber nur sporadisch eine CD gefischt wird. Also noch nicht gehört.

Ja, da gibt es schon Unterschiede zur AMSTERDAM-Aufnahme….

Aber es wird! :-)

Komischerweise hakt hier weder meine Tastatur. Gröbere Rechtschreibfehler bitte ich wieder mal zu entschuldigen.

gypsy tail windOh, das ist ja schon einiges! Dann rate ich dringend zu den Atlantics und den beiden Columbias und danach zu den Candid-Alben (wenigstens „Mingus Presents Mingus“ und „Mingus“) sowie denjenigen von Impulse (wenigstens „Black Saint and the Sinner Lady“). Die sind für mich insgesamt wichtiger als all das, was Du schon hast, wobei ich „Jazz Portrait“ und „East Coasting“ enorm schätze und „Tijuana Moods“ und „Money Jungle“ natürlich in jede Sammlung gehören (dass ich die auch enorm schätze versteht sich von selbst).

Ach ja: „Pre-Bird“ oder „Mingus Revisited“ (Mercury/EmArcy/Limelight) nicht übersehen! Da taucht Yusef Lateef für einmal auf einem offiziellen Release auf und die Platte enthält einige ganz grossartige Dinge, so auch zum Abschluss das achtminütige „Half-Mast Inhibition“, in dem all die Versprechen, was Crossover mit klassischer Musik oder Third Stream oder wie immer man das nennen mag, die in den frühen Jahren gemacht wurden, endlich doch noch in zufriedenstellender Weise umgesetzt werden.

Die frühen Aufnahmen (Debut, Savoy, Period) sind ziemlich Hit and Miss … oder anders: interessant sind sie fast alle, gut sind sie längst nicht alle – aber sie zeigen den Weg auf, den Mingus ging, bis er um 1955/56 („Pithecantropus Erectus“, das erste auf Atlantic, halte ich für den künstlerischen Durchbruch) seine eigene Stimme fand. Es gibt allerdings ganz tolle Dinge bei Debut, etwa die Thad Jones-Aufnahmen (der spielt auch auf den Period Sessions grandios – ein äusserst unterschätzter Trompeter!)

Bei „Town Hall“ (wir reden von der United Artists, ja?) ist die CD unabdingbar, da sie das ganze erst ins richtige Licht rückt und nachvollziehbar macht, was da alles abging (und was nicht). So schlecht, wie das damals geredet wurde, sind die erhaltenen Aufnahmen gewiss nicht, aber unfertig sind sie schon.

Ich halte es mit Mingus so, dass ich von 1955-1965 („Music Written for Monterey Not Heard – Played in its Entirety at UCLA 1965“ – dankenswerterweise hat Sue Mingus davon vor einigen Jahren ein 2CD-Reissue eingerichtet, die Doppel-LP ist ja im Gegensatz zu „Mingus at Monterey“ ziemlich verdammt rar) alles für essentiell halte (klar, es gibt ein paar Ausnahmen, das „Modern Symposium“ etwa, die Zweitlinge bei Columbia und Impulse, das Town Hall-Konzert von 1962 … aber you get the idea). Davor höre ich stets mit grossem Interesse hin, bin aber längst nicht immer überzeugt, danach ist es ähnlich … ich mag Bobby Jones sehr gerne, daher mag ich die 1970er Band wohl etwas besser als andere, die grosse Faszination für „Changes“ (die vielen als die letzten wirklich grossen Mingus-Alben gelten) kann ich bisher nicht ganz nachvollziehen („Mingus Moves“ ist fast gleich gut, finde ich – alle drei sind gut aber für mich reicht einfach ncihts an den ganz grossen Mingus heran – und „At Carnegie Hall“ ist ziemlich chaotisch), „Let My Children Hear Music“ ist aber ein anderer Fall, das finde ich klasse. Die letzten Aufnahmen („Three or Four Shades of Blues“, „Cumbia Jazz Fusion“, „Me Myself an Eye“ – „Something Like a Bird“ kenne ich noch nicht) sind dann wieder sehr durchwachsen, wobei ich „Cumbia“ sehr gerne mag.

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