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Mingus? Da kannst Du Gift drauf nehmen!
Er mag seine Probleme gehabt haben, aber er wusste auch, was seine Musik wert war! (Eigentlich ist sie ja sowieso unbezahlbar…)
Die Impulse-Alben sind wirklich sehr schön, besonders das erste der drei, „Black Saint and the Sinner Lady“, das mit einer kleinen Big Band eingespielt wurde und besonders von Charlie Mariano am Altsax ganz herausragendes enthält. Es ist wohl das Album von Mingus, das Ellington am nahesten kommt, eine Suite mit einer grösseren Band, jeder Musiker hat seine eigene Stimme, das ganze ist wie bei Ellington für die Musiker geschrieben, die auch an der Aufnahme beteiligt waren. Hör mal rein wenn Du Gelegenheit hast, Alex, könnte Dir vielleicht gefallen!
Das zweite Album, „Mingus, Mingus, Mingus, Mingus, Mingus…“ fällt dagegen etwas ab, ist eher eine Neuauflage der 1959er Columbia Sessions (bei denen ja „Mingus Dynasty“ auch schon fast eine Neuauflage von „Mingus Ah Um“ war), wir kriegen u.a. neue Versionen von „Theme for Lester Young“ (aka „Goodbye Pork Pie Hat“ und „Better Git Hit in Yo Soul“ von „Mingus Ah Um“), „Hora Decubitus“ (aka „E’s Flat Ah’s Flat Too“ von „Blues & Roots“) und „II B.S.“ (aka „Haitian Fight Song“ von „The Clown“).
Mingus dachte wohl an sowas wie neue Versionen, die so klingen sollten, wie es ihm immer schon vorgeschwebt sei oder sowas (in den Liner Notes steht bestimmt was dazu), aber in den meisten Fällen sind die neuen Versionen nicht so gut wie die früheren.
Das dritte Album ist dann wirklich speziell: Mingus 1963 ganz allein am Piano… und auch wenn er nicht besonders gut spielen kann, wenig Dynamik und einen üblen grobschlächtigen Anschlag: das ist eine Sternstunde! Nicht nur hat ein Bassist schon fast ein Jahrzehnt vor Jarrett und Konsorten den Piano-Solo-Boom vorhergesehen, nein er schafft dabei auch absolut zauberhafte Musik, besonders im öffnenden „Myself When I Am Real“ und im abschliessenden Medley, den beiden längsten Nummern des Albums. Dazwischen kriegen wir die Standards „I Can’t Get Started“, „Body and Soul“, „I’m Getting Sentimental Over You“ und „Memories of You“ (bezaubernd!) zu hören sowie einige Mingus-Titel, darunter „Orange Was the Color of Her Dress, Then Silk Blues“.
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