Re: Charles Mingus

#1360023  | PERMALINK

otis
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asdfjklö
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Free Jazz-Musiker, es war Frank Wright, als in diesem Verlauf diesen jemanden fragte, welche politische oder sonstige Aussage er treffen wollte, oder welche Absicht hinter einem bestimmten Chorus eines bestimmten Stückes steckte und dieser in etwa antwortete, daß er einfach nur das spielte, was er gerade fühlte.

Sonst nichts, und nur das wollte ich damit ausdrücken, das zu oft „über die Köpfe der Musiker hinweg“ auf Gedeih und Verderb hinaus versucht wird, zu analysieren.

Hätte man Mingus gefragt, hätte dieser in seiner oft unverblümten Art (ja, ich habe ihn mit derben Ausdrücken in einem Konzert genau so, quasi „unter der Gürtellinie, erlebt), mit entsprechend formulierten Unverständnis reagiert.

Reden wir hier über Free Jazz? Warum dann dieser Wright-Bezug?
Wir reden hier über das Gegenteil.
Aber es ist ja so schön einfach, mal eben alles über einen Kamm zu scheren, ein bisschen rumzuprollen und entsprechend Stimmung zu machen.

Allein die unglaubliche Hand- und Kopfarbeit, die ein „Werk“ wie die Sinner Lady erforderte (ich gehe mal davon aus, dass Mingus die Musik in großen Teilen notiert hat, ich weiß es nicht), gestattet es, analytisch zu werden. Es ist also der Musik immanent, ihr auch mit dem Kopf zu begegnen. Sie ist eher eine „ausgedachte“ als eine erspielte. In diese Richtung ging „symphonischer Jazz“. (Sicher nicht in Richtung: Deep Purple and The London… und auch nicht in Richtung klassische Sonatenhauptsatzform, da gab es noch reichlich mehr symphonisch zu nennende Musik)
Nail, das mit dem emotionalen Zugang ist halt so eine Sache. Ich habe zu sehr viel Musik einen sehr emotionalen Zugang, manchmal versperrt der sich aber, weil der Kopf sich zu sehr aufgefordert fühlt mitzuhören (s.o.).

Nun denn, ich höre weiter. Dank an die ernsthaft um Diskussion Bemühten.

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