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Der Mitschnitt des Konzerts, das Charles Mingus mit seiner achtköpfigen Band 1965 an der University of California in Los Angeles (UCLA) gab, wurde 1966 auf Vinyl herausgebracht, aber bis heute nicht auf CD veröffentlicht. Mingus konnte von dem Doppelalbum damals lediglich 200 Exemplare pressen lassen, für eine höhere Auflage fehlte ihm schlicht das Geld. Die Musik, die Mingus damals präsentierte, hatte er ursprünglich für einen Auftritt beim Monterey Jazz Festival geschrieben. Ein ganzes Jahr lang hatte er an den Kompositionen gearbeitet und dann konnte er sie dort nicht aufführen. So tat er dies am 25. September 1965 bei einem seiner berühmten offenen Workshop-Konzerte vor einem relativ kleinen Publikum auf dem Universitäts-Campus.
Das Album „Charles Mingus – At UCLA 1965“ gewährt einem einen hochinteressanten Einblick in die Arbeitsweise dieses musikalischen Genies und zeigt, wieviel Mühe der Komponist manchmal hatte, seinen Musikern seine Vorstellungen zu vermitteln. Dabei kommt es auf der Bühne mitunter zu offenen musikalischen Konfrontationen. Man erlebt einen zeitweise frustrierten, ja verärgerten Mingus, der, als die Musiker seine Ideen endlich richtig umsetzen, aber auch nicht mit seiner Begeisterung hinterm Berg hält. Die Band setzte sich übrigens aus so erfahrenen Leuten wie Jimmy Owens (Trompete & Flügelhorn), Lonnie Hillyer und Hobart Dotson (Trompeten), Charles McPherson (Altsax), Julius Watkins (Waldhorn), Howard Johnson (Tuba) und Dannie Richmond (Schlagzeug) zusammen. Dank Sue Mingus, der mutigen Witwe des legendären Bassisten, kann man dieses denkwürdige Workshop-Konzert von 1965 nun endlich auch auf CD nacherleben. Im Blogcritics Magazine schrieb Larry Sakin über die CD „Mingus At UCLA 1965“: „Dieses Album brillant zu nennen, wird ihm nicht gerecht. Es gibt in der englischen Sprache nicht genug Superlative, um den Effekt zu beschreiben, den dieses Album bei jedem Mingus- oder Jazz-Aficionado hervorrufen wird.“ Die Leser der Zeitschrift Jazz Times wählten das Album in die Top 5 der besten Jazzwiederveröffentlichungen von 2006.
Die Aufnahmen, die auf der Doppel-CD In Paris (The Complete America Recordings), inklusive Altenate Takes, zusammengefaßt wurden, erschienen ursprünglich auf zwei separaten Alben, die Charles Mingus 1970 für das Label America gemacht hatte. Entstanden sind sie alle an einem einzigen Tag: am 28. Oktober 1970 im Theatre National Populaire du Palais de Chaillot in Paris.
Manche der an diesem Tag aufgenommenen Stücke (allen voran das achtzehnminütige „Blue Bird“) hatten geradezu epische Länge und erinnern, obwohl sie im Studio aufgenommen wurden, nicht nur wegen ihrer Intensität an die erstaunlichen Live-Aufnahmen, die Mingus in dieser Zeit machte. Die Band durfte hier hier relativ ungebunden aufspielen und die Solisten erhielten bei ihren Improvisationen reichlich Gelegenheit, ihrer Phantasie und Kreativität freien Lauf zu lassen. Mingus arbeitete damals mit einem Sextett bestehend aus dem Pianisten Jaki Byard, Tenorsaxophonist Bobby Jones, Altsaxophonist Charles McPherson, Trompeter Eddie Preston und Schlagzeuger Dannie Richmond. Zu den von diesem Sextett mit sehr viel Drive eingespielten Titeln gehören u.a. „Reincarnation Of A Lovebird“, „Love Is A Dangerous Necessity“, das bereits erwähnte „Blue Bird“, „Pithecanthropus Erectus“, „Peggy’s Blue Skylight“ und eine wunderbare Version von „I Left My Heart In San Francisco“.
Auf der ersten CD befinden sich sämtliche Master Takes für den ungetrübten, reinen Hörgenuss, während man auf der zweiten CD die bislang unveröffentlichten Alternate Takes und abgebrochene Aufnahmen hören kann. Erhältlich ist „Charles Mingus – In Paris (The Complete America Recordings)“ in einer Limited Deluxe Digipack Edition.
quelle http://www.jazzecho.de/charles_mingus_at_ucla_1965_in_paris_120834.jsp
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