Antwort auf: Das Piano-Trio im Jazz

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Johnny Coates Jr. – Portrait | Ein unbekannter 18jähriger aus Trenton, NJ, nahm 1955/56 bei drei Sessions mit der Rhythmusgruppe von Hank Jones (Wendell Marshall und Kenny Clarke) ein Album für Savoy auf. Er sei „known only to those name jazzmen lucky enough to have gigged with him during the past few years. Two years ago, guitarist Johnny Smith let Coates sit in with his group at the Embers at the urging of his bassist, George Roumanis, a fellow Trentonian, and was, as he put it, ‚utterly gassed by the way this kid handles himself'“, so die Liner Notes von Sol Weinstein („Columnist for the Trentonian“). Charlie Ventura war ein weiterer bekannter Musiker, der den jungen Pianisten hörte und mochte. Dieser war mit 12 der Musikergewerkschaft beigetreten, gewann verschiedene scholarships – und trotz anderer Lehrer war sein Vater am prägendsten: „one of the finest Dixie and swing pianists in the Delaware Valley“ (wieder aus den Liner Notes natürlich). Damals hatte Coates schon zwei Sommer im Deerhead Inn gespielt, mit dem Ex-Thornhill-Posaunisten Bob Jenny, „under the watchful eye of Bob Lehr, the Deerhead’s Jazz-loving owner“. Seve Cadena, der Bruder von Ozzie, brachte ihn dann bei Savoy ins Spiel, und so kam es zu dem Album mit Standards und ein paar Originals. Und irgendwie sticht das heraus: Coates spielt wenig, und er tut das mit aussergewöhnlich schönem Ton. Manchmal grenzt das an die gepflegte Unterhaltung (ein Block-Chord-Arrangement von „Little Girl Blue“), anderswo nehmen Marshall/Clarke sich mehr Raum und das ganze hebt tatsächlich ab. Aber die meiste Zeit ist das ein sehr schönes, gerade für einen so jungen Musiker überaus reifes Album geworden, eine Art Antithese zu den Leuten mit den vielen Tönen (über die Iverson ja mal sowas schrieb wie, dass ein Drittel der vielen Töne falsch gewesen sei) … und es ist natürlich ein weiterer Ausflug in eine kleine lokale Szene. Im Deerhead Inn machte später mal ein berühmter Pianist einen Zwischenhalt und eine famose Platte – Coates spielte auch dann noch dort, laut Wiki von 1956 an für fünfzig Jahre, aber wenn Weinstein keinen Blödsinn schreibt, ging das schon 1954 los. Eine kleine Wiederentdeckung auf jeden Fall.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #168: Wadada & Friends - Neuheiten 2025 (Teil 2) - 9.12., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba