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Jo Jones Plus Two | Am 30. April 1958 nahmen Ray Bryant, Tommy Bryant und Jo Jones ihr erstes gemeinsames Trio-Album auf – für Vanguard, das Mainstream-Label, das gelegentlich auch etwas modernere Töne herausbrachte. Hier experimentierten die Tonleute mit Stereo und versuchten – statt der minimalen Mirkophonierung, die sie bis dahin gepflegt hatten, ein Raumbild zu schaffen und das kommt besonders dem Meister am Schlagzeug zu Gute, von dessen Besenspiel hier so viele Nuancen zu hören sind, wie das mit der bisherigen Mono-Produktionsweise (ein Mikrophon an der Decke, die Leute im Raum drum platziert) nicht möglich gewesen wäre. Die drei hatten das Material davor auf einer Tour an der Ostküste der USA gespielt und brauchten im Studio nur eine Session, um die ganze Platte mit neun Stücken und über 40 Minuten Musik einzuspielen. Das wirkt alles sehr tight, man merkt dem Trio an schon im öffnenden „Satin Doll“ an, wie gut es abgestimmt ist. Natürlich ist auch hier Ray Bryants Hit „Little Susie“ mit dabei, mit einem langen, tollen Solo-Intro des Drummers. Nach ein paar Chorussen im Trio setzt Jones fast ganz aus (etwas leises Hi-Hat noch) und lässt die Brüder grooven, bevor er allmählich wieder einsetzt – ungewöhnlich und sehr effektiv. Bryant war immer ein Blueser, und so folgt sein „Spider Kelly’s Blues“, bevor es mit dem „Cubano Chant“ seine vielleicht populärste Nummer zu hören gibt. Neben je einem weiteren Original von Ray (im schnellen „Splittin'“ liefert Jones eine Besen-Masterclass) und Tommy gibt es dann im zweiten Teil nochmal drei Standards, darunter den mit Nat Cole verbundenen „Sweet Lorraine“ und den grossartigen Kern/Hammerstein-Song „Ol‘ Man River“, in dem Jones eine phantastische Performance abliefert – das ganze Schlagzeug in ein paar Minuten.
Nachdem ich das Mosaic-Set mit Small Group Sessions aus dem Vanguard-Katalog sehr schnell mit viel Begeisterung angehört hatte, ist das heute tatsächlich das erste Mal, dass ich aus dem zweiten, dem „Classic Vanguard Piano Jazz Sessions“-Set, das auch schon Ende März erschienen ist, etwas anhöre. Trio-Sessions gibt es sonst keine weiteren bzw. nur eine von Charles Thompson im alten p/g/b-Format. Der Rest gehört kleineren Combos, dem Duo von Ruby Braff mit Ellis Larkins und – darauf bin ich eigentlich am allermeisten gespannt – einem Solo-Album von Bobby Henderson, das ich noch nie komplett gehört habe.

Neben ein paar verlinkten Tracks von Bryant kurz nachdem es hier los ging, hat ausser mir noch niemand was von ihm angehört, oder? Würde mich schon wundernehmen, was @vorgarten vom Prestige-Album hält.
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