Antwort auf: Das Piano-Trio im Jazz

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gypsy-tail-wind
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Zu den restlichen „Piano Moods“-Alben (Jess Stacy, Buddy Weed, Stan Freeman, Max Miller – alle im Quartett mit Gitarre), den ersten Aufnahmen von Ahmad Jamal (Trio mit Gitarre und Bass) und einem Konzertmitschnitt von Art Tatum (Solo) aus der Mosaic-Box habe ich im Hörfaden geschrieben.

Eine Beobachtung von Dick Katz möchte ich aber hier duplizieren, weil wir das Thema schon angeschnitten haben. Im Kommentar zu Art Tatum schreibt er:

…when he was alive, nobody could follow him. Anyone who challenged him risked death by piano. If the interested reader/listener can find a copy of Billy Taylor’s fine book, Taylor-Made Piano (McGraw Hill), he will find a wonderful description of the legendary after-hours piano jam sessions at The Hollywood Bar in Harlem during the 1930s and ’40s. Tatum always played last at these events because there wasn’t a pianist anywhere who would are to play after he did. I am sure that every pianist in this collection would agree that Tatum was in a class by himself. The cliché used to be „First three is Tatum, and then there are all the others.“ Among pianists, it was unanimous, at least until the arrival of Bill Evans and his followers. That’s because the vocabulary underwent such a drastic change. That is a subject which needs a separate essay.

Das geht einerseits in den Punkt, den ich weiter oben mal zu formulieren versuchte, dass die jazzinternen Stilgrenzen bei den Pianisten weniger klar – und weniger bedeutsam – sind, als im Rest des Jazz (Bläser, Rhythmusgruppen, Big Bands, Combos), andererseits streicht es nochmal den Bruch heraus, den Bill Evans bedeutete, der eben nicht nur einen neuen Touch (den man ja oft auch als „Piano Moods“ beschreiben könnte), nicht nur eine Neudefinition der Rolle des Kontrabasses und des Schlagzeugs mit sich brachte, sondern eben wirklich ein neues Vokabular definierte.

Ich glaube, es war Ethan Iverson, der mal herausgestrichen hatte, dass man dabei fairerweise vom Evans/Kelly-Vokabular sprechen müsse, da Wynton Kelly in der Hinsicht in der Jazzwelt (aber nicht im Jazzpublikum) ähnlich bedeutsam gewesen sei. Das lässt sich wohl auch auf Aufnahmen nicht so gut nachvollziehen (auch für mich nicht, das soll keineswegs als Invektive gegen Evans verstanden werden), aber klar ist ja zumindest, dass Kelly ja der Nachfolger von Evans bei Miles Davis war und dass die Rolle von dessen Gruppe ca. 1959 nicht zu unterschätzen sein dürfte, was diese neuen Entwicklungen (eben auch gerade des Vokabulars) angeht.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #168: Wadada & Friends - Neuheiten 2025 (Teil 2) - 9.12., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba