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vorgarten
gypsy-tail-wind Mal schauen, ob sich aus diesem ganzen Unterfangen mal wirklich ein Bill Evans-Marathon ergibt … so einen habe ich seit Jahren vor, aber irgendwie fürchtet mich davor auch ein wenig.
fürchten wovor genau? ich werde die sachen mit israels/bunker skippen, so richtige lücken habe ich ab gomez/morell (1968), da weiß ich auch noch nicht, ob ich die mal fülle. bin eh gespannt, was die 60er in sachen klaviertrio zu bieten haben, evans ist da ja total dominant, aber es gibt natürlich noch einiges mehr zwischen MONEY JUNGLE und chick corea, mitte der 60er natürlich hawes – und am ende fangen zwei deutsche labels beide mit einem mal-waldron-trio-album an…
Vor der schieren Menge (50 Alben und 5 Boxen?) und dass mir nach 10% die Puste ausgeht …
In den Sechzigern gibt es halt dann auch die Soul-Jazz-Sachen … Ramsey Lewis war vielleicht der erfolgreichste, zumindest von jenen, die ein Trio leiteten … in Kalifornien Les McCann, im Osten The Three Sounds … Ray Bryant macht weiter (aber oft mit Bläsern), Oscar Peterson, Phineas Newborn und Junior Mance sind noch da, Ahmad Jamal ebenfalls (die Aufnahmen kenne ich allerdings nicht, da bin ich blank zwischen 1962 (Weggang von Crosby/Fournier) und Impulse bis auf die drei Doppel-CDs mit Live-Mitschnitten (die sind super!) … das Jamal-Dokument aus Paris ist dann ja auch nochmal ein Hinweis, dass sich auch bei älteren Leuten nochmal was öffnen kann. Da kommt viel zusammen, aber wo die Impulse sind, weiss ich auch nicht aus dem Stand … und Evans hat sein Zeug in den Sechzigern ja auch schon stark in Formeln fixiert.
Und bei den Sechzigern drängt sich auch spätestens die Frage nach den Leuten auf, die eigentlich nicht im Trio-Format gearbeitet haben: Herbie Hancock etwa (das holte er dann wohl erst im Auftrag japanischer Produzenten nach) oder eben Horace Silver und Andrew Hill (drei Alben immerhin, aber die sind im Ganzen eine Fussnote), von denen wir es schon kurz hatten … selbst Randy Weston oder Horace Tapscott haben da mehr gemacht, dünkt mich (wenn man bei Weston die Alben mit dem Sohn mitrechnet oder – im weiteren Sinn – die mit Extra-Percussion, die für die Umfrage natürlich nicht zählen).
Und in der Avantgarde der Sechziger ist Trio zumindest zunächst auch kein populäre Format – Cecil Taylor nahm ganz zu Beginn ab und zu im Trio auf, aber das geht dann fast noch ans offene Ende des Hard Bop? Später gab es sein Feel Trio (mit William Parker und Tony Oxley) und weitere Trios, aber das geht erst ab den Achtzigern los. Matthew Shipp hat dann auch häufiger im Trio gearbeitet, Dave Burrell hat Trio-Alben gemacht, Borah Bergman … aber das kommt alles erst später, im Free Jazz ab 1964/65 ist da nicht grad viel los. Lowell Davidson bei ESP, vielleicht Valdo Williams bei Savoy, die Anfänge von Bob James (krass, von „Bold Conceptions“ zu ESP und dann in den Smooth) … und natürlich ist da Paul Bley, der wirklich tolle Sachen machte (die ja auch auf die europäischen Label verweisen), sich dann später (nach der Synthesizer-Band) neu aufstellte und in eine Art informierten Mainstream fand. In Europa war allerdings Howard Riley (mit Barry Guy und wechselnden Drummern, u.a. auch schon Tony Oxley) am Trio dran, und Irène Schweizer, später gemeinsam mit Pierre Favre. Ran Blake war von Beginn an eher ein Solitär, Carla Bley eine Bandleaderin … Alice Coltrane gibt es im Trio, aber halt nicht im Piano-Trio. Und der Weg von Tyner führte von den Trios weg, da fand er erst mit den „Super Trios“ wieder zurück (glaub ich?), um dann in späten Jahren ausgiebig im Trio zu touren.
Das als nächste Runde wirklich nicht gut sortierter Gedanken und vermutlich mit einigen Pianist*innen und Alben, die ich grad nicht im Kopf habe.
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