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Tommy Flanagan Trio – The Complete Overseas +3 | Gestern hörte ich diese Compilation von drei EPs aus Schweden – das Format war in Europa ja noch länger aktuell und scheint sich gerade in Schweden vergleichsweise lang gehalten zu haben … meine CD-Ausgabe von DIW (2007) enthält neben den neun Stücken (drei pro EP) noch die drei, die 1985 auf einer Dragon-LP erschienen sind, sowie drei weitere Takes, die beim Soundcheck aufgenommen wurden (zweimal „Chelsea Bridge“, einmal „Dalarna“, die es insgesamt in drei Takes gibt). Ich finde das super … von der Interaktion reiht sich das auch ganz gut zu den Debut-Sessions ein, die ich gestern hörte – dort nimmt Roach als Co-Hausherr ja auch schon oft (aber nicht immer) eine etwas aktivere Rolle ein, auch wenn es lustigerweise Blakey ist, der mit Mingus und Bley, wenn man etwas zuspitzen will, das moderne Klaviertrio erfunden hat … ausgerechnet der Gemütsmensch, der gern laut und dominant war in der neuen Form des Interplays, ein kleiner Treppenwitz vielleicht? Die drei ersten Cover sind die der EPs, meine CD verwendet das erste, bildet aber alle drei EP-Cover (damit der DIW-Ausgabe von 1986 nachempfunden, was quasi die Japan-Ausgae der Dragon-LP mit 12 Tracks war) anderen und auch das grüne Prestige-Cover mit den vielen C sowie das der japanischen Metronome-LP-Ausgabe aus den Siebzigern ab, dazu je ein Portrait der drei (wär’s ein Digipack, würde man heute „eight-fold“ sagen, auch wenn’s nur vier Seiten sind, wir lassen und ja so gerne ein wenig belügen, um mehr zu haben).


Jetzt springe ich nochmal ein paar Jahre zurück … das ist gar nicht so weit weg von Al Haig, dünkt mich – aber das mag auch damit zu tun haben, dass Kelly sich für den grösseren Teil der Aufnahmen dessen Rhythmusgruppe ausgeborgt hat auf sieben der insgesamt neunzehn Stücke spielt Oscar Pettiford den Bass, sonst Franklin Skeete, Schlagzeug immer Lee Abrams, der auch mal noch Congas einbaut – bleibt aber Trio):

Wynton Kelly – New Faces–New Sounds | Das Repertoire ist bei den ersten Sessions von Wynton Kelly (25. Juli und 1. August 1951 in den WOR Studios – Pettiford war am ersten Tag dabei, aber auch da spielt auf drei Stücken Skeete, der dann die zweite allein bestritt) ziemlich typisch, nicht unbedingt für Klaviertrios (da gab’s ja noch nicht so viele Erfahrungswerte) aber halt für Bebop-Sessions: „Cherokee“, „Fine and Dandy“, „I Found a New Baby“, aber auch „Born to Be Blue“ und „Goodbye“, etwas Rogers/Hart („“Blue Moon“, „Where or When“), Gershwin („Summertime“), Waller („Foolin‘ Myself“) oder Ellington („Do Nothing Till You Hear from Me“) ist dabei – und Al Haig ist mit „Opus Caprice“ auch vertreten. Abrams swingt zurückhaltend, Skeete walkt ebenso, während Pettiford auf seinen sechs Stücken mit seinem resonanteren, beweglicheren Sound eine etwas aktivere Rolle einnimmt – sein Bass hat dann auch einen anderen Puls, alles wirkt etwas dehnbarer, eine Spur weniger starr im rhythmischen Gefüge, wenn er dabei ist. Es gibt da und dort Latin-Grooves („Summertime“ als eine Art Son ist grandios, schade nur, dass es nach drei Minuten schnöde ausgeblendet wird – die Stücke dauern alle um die drei Minuten hier, keines über dreieinhalb), es gibt ansatzweise den typischen Kelly-Sound, dieses frische Spiel nach vorn, schöne Voicings … aber insgesamt bin ich hier immer etwas enttäuscht, finde das etwas ereignisarm, oft auch etwas dahinplätschernd. Kelly war da allerdings auch erst neunzehn Jahre alt und sein Spiel wurde ja später sehr viel packender … es sind zudem auch gar nicht die Stücke mit Pettiford, die sind, die für mich gut funktionieren. Acht Stücke erschienen 1953 auf einer 10″-Platte, eine 12″-Ausgabe gab es wohl in der Zeit danach nicht (bei jazzdisco.org steht da viel Blödsinn bzw. diverse falsche Katalognummern aus der 1500er-Serie: Sonny Rollins im Village Vanguard, Sonny Clark Trio, „The Cooker“ von Lee Morgan – auf all denen sind angeblich Tracks des Wynton Kelly Trios erscheinen). Falls Discogs da komplett ist, erschienen 1983 in Japan auf einer LP erstmals alle 19 Tracks, dann 1989 dort auf CD wieder und 1991 auch in den USA, was dann die Ausgabe ist, die ich habe. Das Cover hat Gil Mellé gestaltet.
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