Antwort auf: Das Piano-Trio im Jazz

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gypsy-tail-wind
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Walter Bishop Jr. Trio – Speak Low / Milestones | Gestern nach Drew noch eingelegt … das hat eine dunkle Tönung, die mir sehr gefällt (so gesehen ist das Black Lion-Cover auch ganz passend), die auch von Jimmy Garrisons Bass kommt. Am Schlagzeug G.T. Hogan, aufgenommen wurde das Album am 14. März 1961 – also noch bevor Garrison zur Band von Coltrane stiess. Bishop ist ein Bebopper – und die allermeisten von denen haben das Trio-Format zumindest im Studio erst später genutzt (also nicht schon ab 1945 oder 1946). Davon merkt man hier kaum was, das wirkt alles sehr durchdacht und funktioniert prächtig, bis zur über neunminütigen Version des Titeltracks von Kurt Weill am Ende. Auf der CD gibt es von der Hälfte der Stücke noch Alternate Takes, das ist dann etwas viel … ein Lieblingsalbum ist das so oder so gar nicht, aber mir gefällt die Stimmung hier einfach gut. (Und ich muss wohl die ersten zwei Blue Note-Alben von Duke Pearson auch nochmal hervorholen – andere Stimmung dort, aber eben auch eine, die mir total gefällt).

Davor und gerade erneut lief:

Miss Blossom Dearie – Jazz-Sweet | Es gibt ein rein instrumentales Album von Blossom Dearie, ihr Debut, eine 10″-Platte aus Frankreich, aufgenommen 1955 in Paris für Barclay mit Herman Garst (b) und Bernard Planchenault (d). Acht Standards, alles Songs, die meisten auch in Vokalversionen im Jazz überaus präsent – natürlich auch in Dearies eigenem Katalog. Ein paar eher selten gehörte Stücke sind dabei, z.B. „Moonlight Saving Time“ oder „Down the Depths of the 90th Floor“. Die Begleitung ist eher zweckdienlich, aber das passt ja hervorragend zu Dearies eigenem minimalistischen Piano. Das ist vielleicht sowas wie die Slow-Motion-Variante von Jamal – nicht auf der Suche nach dem kollektiven Höhepunkt, dem Rausch, der ist hier schon vorbei, das ist entspannt, gelassen, und doch immer total auf den Punkt. Und beim Klavierspiel frage ich mich, ob die Kollegin Horn aus D.C. nicht vielleicht hingehört hat? Auch das kein Lieblingsalbum, aber bestimmt eine kleine Entdeckung, die man im Rahmen des Piano-Trios machen kann, wenn man mag.

Das Album kriegt man auf der CD hier, zusammen mit einer EP der Blue Stars vom November 1954. Mit der Vokalgruppe arbeitete Dearie damals in Paris auch (Christiane Legrand, Fats Sadi, Roger Guérin usw. gehören dazu – eine Art Vorläufer der Double Six):

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