Antwort auf: Musikalisches Tagebuch

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wolfgang

Registriert seit: 19.07.2007

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pipe-bowl@was: Ich kann mich auch daran erinnern, dass die Band und vor allem Bornemann kein gutes Standing bei der Presse hatten. Dennoch würde ich ich nicht davon sprechen, dass andere auf einen Zug aufsprangen. Das ignoriert einfach den Tatbestand, dass sein Gesang auffällig war und man schon von ganz alleine auf die Idee kommen konnte, dass das nicht jedermann’s Ding ist. ICh brauchte dafür jedenfalls keinen einzigen Musikjournalisten. Persönliches spielte dabei natürlich keinerlei Rolle, denn ich kenne Frank Bornemann überhaupt nicht. Er mag sogar ein feiner Kerl sein. Ein feiner Sänger war er für mich eben nicht.

Es ging ja nicht nur um den Gesang, den man auch nicht mögen muss, aber die Musik wurde auch häufig sehr unqualifizert kritisiert, ich zitiere mal einige Aussagen der damaligen Zeit: Prätentiöser Bockmist, Teutonischer Klangbrei, Schwachsinns Englisch, Star Wars Crash Bum Streifen, Tumber Akzent, Danksagungslyrik im Stil von Lübke, Vinyl gewordener Schwulst, Wabernde Klangfluten, Botschaften aus dem Wolkenkuckusheim, Verblasen, Verquast.
Manchmal wusste der Autor überhaupt nicht, worüber er schreibt, zum Beispiel wurde der Prolog zum „Sun Song“ als bierernste Verse abgetan, in Unkenntniss darüber, das diese Verse von keinem geringeren als Arthur Rimbaud stammen.
Man kann jetzt noch unendliche Beispiele nennen, wo die Grenze zur persönlichen Beleidung überschritten wurde, aber viele Journalisten fühlen sich eben häufig als Instanzen, wenn es um die Bewertung von Musik geht.

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