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Eine objektive literatur- oder musikwissenschaftliche Perspektive zu den Songs der Künstler, über die in Foren wie diesem hier Rankings gepostet werden, kann ich nicht bieten, weil ich mich bei der Erstellung einer Liste aus Zeitgründen auf die Auswahl der Songs verlassen muß, die ich durch Entscheidungen für den einen oder den anderen Song zu jeweils unterschiedlichen Zeitpunkten in der Vergangenheit getroffen habe. Diese biographische Dimension kann überhaupt keine Aussage liefern über das Werk eines Künstlers an sich, sondern mehr über den Zeitgenossen, der die Liste erstellt, und dessen musikalische Entdeckungsreise in das Werk des Künstlers.
Damit habe ich jetzt jeden allgemeingültigen Ansatz hinweggewischt, und die Begründung geliefert, weshalb Songs, die literarisch anspruchsvoll genug sind, um im Englischunterricht besprochen zu werden, wie z.B. „Seven Little Indians“ oder „Wrote It Down and Burned It“ nicht in der Liste sind, obwohl ich sie auch mag.
Ich höre Musik wegen den Harmonien, den Melodien, den Texten, den Rhythmen, den charakteristischen Stimmen, den kreativen Ideen der Musiker, und letztlich auch, um in ihren Flow einzutauchen und darin Freude / Spaß zu empfinden. Das ist kein Berieseln wie „Music for Airports“ oder „Music for Aerobics“ oder „Musik zum Bügeln“. Das ist voll Mitgehen mit dem Sound, und gelegentlich Mitpfeifen oder Mitsingen: keine Nebenbeschäftigung. Das disqualifiziert mich, ein „objektiver“ Musikkritiker zu sein. Listen suggerieren eine Objektivität, die sie eigentlich nicht haben. Man kann nur hoffen, daß die Anzahl der einzelnen Listen dann im Ergebnis ein Ranking produziert, das durch die Statistik eine Mittelung ergibt, die einen Hauch von Objektivität verspricht. Je größer das Werk eines Künstlers, desto unwahrscheinlicher ist das. Das sind ein paar Gründe, neben den Zeitgründen, weshalb ich mich so selten an solchen Umfragen hier im Forum beteilige. Aber hier geht es um das Werk von John Hiatt, einen meiner erklärten Lieblings-Musiker. Meine Ex-Freundin mochte ihn übrigens nicht, was sich auf die Liste so auswirkt, daß ich ab einem bestimmten Zeitpunkt des Spätwerks weniger vertraut mit den Songs bin: teilweise so wenig, daß ich diese Songs gar nicht in Betracht ziehen konnte. Aber die 20 Plätze auf der Liste wurden auch so sehr schnell voll: Ein erstes Brainstorming lieferte sofort 17 Must-Haves und dann waren also nur noch 3 Plätze frei, um die dann mehr als 20 Songs im Wettbewerb standen, die ich in der Vorauswahl hatte. Deshalb habe ich weiter oben im Thread eine Liste von Songs gepostet, die es nicht in meine Top 20 geschafft haben, obwohl es alles sehr gute Songs sind. In einer Top 1000 meiner Lieblings-Songs überhaupt wäre Hiatt vermutlich der Künstler mit den meisten Einträgen. Genug des Nerd-Talks. Hier ist meine Momentaufnahme einer Liste:
01 Buffalo River Home
02 Loving A Hurricane
03 Blue Telescope
04 Drive South
05 My Baby Blue
06 Everybody Went Low
07 Let It Ride
08 The Rest of the Dream
09 Through Your Hands
10 Alone in the Dark
11 The Wreck of the Barbie Ferrari
12 Real Fine Love
13 Tennessee Plates
14 Graduated
15 Too Live To Leave
16 Native Son
17 Window on the World
18 Your Dad Did
19 Almost Fed Up With the Blues
20 Wood Chipper
21 Cry Love
Ups. Verzählt. Es sind 21. Es war wohl keine gute Idee, daß ich in der Editier-Phase keine Nummern an die Liste geschrieben habe, sondern jetzt erst nachträglich. Trotzdem schicke ich die Liste jetzt ab, weil ich wichtigere Dinge zu tun habe von heute bis zum Einsendeschluß. Bei dieser Liste dürfte es niemand verwundern, daß Perfectly Good Guitar einmal für eine Zeit lang meine Lieblingsplatte war, die mich richtig geflasht hat, als ich sie zum ersten Mal gehört habe. Heute ist sie eine von vielen Lieblingsplatten. Aber Interessen ändern sich, und ich erinnere mich ab und zu mit einem Grinsen an das Gespräch mit meinem Vater, in dem ich ihm von „meiner Lieblingsplatte“ erzählt habe, und ich meinte kein Musikalbum damit, sondern eine Platte von meinem Elektroherd. Ich würde mich definitiv für die Letztere entscheiden, um sie auf die sprichwörtliche, „einsame Insel“ mitzunehmen, weil dort Kochen zu können ist definitiv wichtiger als Musik zu hören. Musik könnte ich dort im Prinzip auch selbst machen ;)
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