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pharoah sanders, a prayer before dawn (1986/87)
das letzte album auf theresa, das dringend neu entdeckt werden müsste, wie ich finde. ein balladenalbum ohne jazzstandards, ganz klar kommerziell gedacht, aber für ein kleines unabhängiges label hängt es eben nicht nur am veröffentlichten material, ob man einen hit produziert und vertrieben bekommt. filmsongs, „after the rain“ und „living space“ von coltrane, dazwischen eine nordafrikanische nachtstudie, offene formen, die william henderson mit seinem soundschwachen kurzweil untermalt, sowas hört man heute anders: wie einfach, mit welchem kleinen quatschequipment man solche schönheit produzieren kann, wenn man sie halt fühlt und zu vermitteln in der lage ist. henderson spielt eigentlich großartig, und sanders setzt auch mal ganz aus oder spielt nur das thema, das ist ja von anfang an besonders bei ihm, dass er nie auf dem höhepunkt-solo-auftritt besteht. am ende hat man hier etwas ganz besonderes, das niemand anders hinbekommen würde, an das man aber auch keine traditionellen jazzmaßstäbe anlegen darf. denn natürlich bezieht sich die neueinspielung von „the gratest love of all“ nicht auf george benson (1977), sondern auf den riesenhit 1985 von whitney houston.
eingebaut in das programm ist ein stück mit john hicks aus dem frankfurt-duo-konzert 1986, das mittlerweile ja auch komplett erschienen ist (und als video auf youtube steht).
ach so, das bonusmaterial hier: eine unfassbar tolle balladenversion von brubecks „in your own sweet way“ – und der „christmas song“! der passt natürlich zu sanders‘ neuem weißen rauschebart – obwohl er zum zeitpunkt der fotografie gerade mal 47 jahre alt ist.
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