Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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gypsy-tail-wind
Das mit den letzten 50 Jahren finde ich die eklatanteste Lücke. Schon die Siebziger sind nicht mehr gerade üppig vertreten. Das widerspricht eigentlich solchen Aussagen wie, bei Miles Davis habe man sich halt etwas zurückhalten müssen. Allerdings finde ich es irgendwie auch müssig. Dann wären’s halt 200 Alben und dann fehlten immer noch dutzende Favoriten. (…) Ein anderer Ansatz wäre es vielleicht, bei solchen Listen einerseits die „Best of“ (in gewohnter Manier, wie wir’s hier ja auch ab und zu tun) zu eruieren, dann aber allen Mitwirkenden nochmal 5-10 Plätze zu gewähren für Alben, die in der Bestenliste fehlen … eine Mischung aus Favoriten und kuratiert. Und dann hätten halt „Further Definitions“ oder „Crazy People Music“ oder „Point of View“ (die Sängerinnen sind ja auch nicht super vertreten, die Sänger gar nicht?) auch ihren Platz.

Es gibt in der Liste vieles, was völlig unterrepräsentiert ist, während anderes überrepräsentiert ist. Miles, Mingus, Monk, Coltrane und die üblichen Verdächtigen satt, dafür fällt anderes total flach. Der Fokus ist zu eng eingestellt. Die geheiligten Klassiker werden als Maßstab gesetzt und machen sich breit, dadurch fallen andere Sachen raus, bleiben unsichtbar und damit perpetuieren sich solche Listen immer wieder selbst. Ich selbst neige ja zu einer Art „Quotierung“, also sowas wie „gesetzte Plätze“ für verschiedene „Nischen“ – Sänger*innen, Perioden, Stile usw. Man könnte es auch „Kuratierung“ nennen. Das würde ein viel repräsentativeres Bild mit breiterem Spektrum ergeben. Aber diese Diskussion ist in der Tat müßig.

Und das schmälert nicht im Geringsten die Leistung von vorgarten mit seinen geistreichen Kommentaren!

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)