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Vielen Dank und Respekt für Deine Kommentare der RS-Top 100-Alben, lieber @vorgarten! Sehr schöne Sache!
Ich habe hier neugierig, interessiert, manchmal irritiert, manchmal begeistert, manchmal achselzuckend, manchmal auch überfordert mitgelesen. Einiges habe ich nachgehört, einiges neu oder anders gehört. Manchmal fühlte ich mich angeregt, meinen mehr oder weniger schlauen Senf dazuzugeben.
Über den Inhalt dieser Liste kann man unterschiedlicher Meinung sein und sind wir hier ja auch. Mir fiel vor allem auf, dass klassischer Jazz hier weit unterrepräsentiert ist. Dabei gab es reichlich entsprechende Musiker, die auch in den 50er und 60er Jahren brillante Alben aufgenommen haben – nicht nur Duke Ellington. Mir fallen spontan ein:
The Lester Young / Teddy Wilson Quartet – Pres And Teddy (1956)
Ben Webster – Soulville (1957)
Count Basie – The Atomic Mr. Basie (1958)
Gerry Mullian Meets Johnny Hodges (1960)
Benny Carter – Further Definitions (1961)
Das Fehlen von Horace Silver wurde schon beklagt, ich beklage außerdem den Mangel an Soul Jazz (Stanley Turrentine nur einmal als sideman, Jimmy Smith der einzige Orgler …) und wo ist Latin Jazz? Der CTI-Katalog wird komplettt ausgespart. Als Sängerin und Pianistin hätte Nina Simone mit ihrem Debüt gut gepasst und, und und …
Das ist alles Geschmackssache. Aber wirklich traurig ist, dass Jazz der letzten 50 (!) Jahre kaum vorkommt. Kenne mich ja selber nicht so gut aus, aber wo sind Lester Bowie, die Marsalis Brüder, David Murray, Bill Frisell, John Zorn, Dave Douglas …? Da wissen andere besser bescheid als ich und anderen fallen andere Namen ein. Die RS-Liste erzeugt den Eindruck, dass Jazz im wesentlichen ein Phänomen der 1950er und -60er Jahre ist.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)