Antwort auf: Enja Records

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gypsy-tail-wind
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Peter Schärli – Peace Now! | Schlussrunde – ein Album, das ich ich zufällig vor einem Konzertbesuch in Basel aus einer 50%-Kiste vor einer Buchhandlung zog … aufgenommen wurde es am 8. und 9. April 2019 in den Hardstudios in Winterthur von Peter Bürli fürs Schweizer Radio und es kam im selben Jahr bei yellowbird von Werner Aldinger heraus. Neben dem Leader an der Trompete sind Jean-Jacques Pedretti (tb), Silke Eberhard (as), Christian Weber (b) und Nobert Pfammatter (d) dabei – die letzten beiden schätze ich schon länger (Weber von wo immer er auftaucht, Pfammatter vor allem aus der alten Band von Elina Duni mit Colin Vallon), Silke Eberhards Werk hab ich erst nach ihrem Auftritt mit Henry Threadgill beim Jazzfest Berlin 2024 ein wenig zu erkunden begonnen und bin immer noch dran (lohnenswert auf jeden Fall!) … den Leader, 1955 in der Nähe von Willisau geboren (daher die vielen von Niklaus Troxler gestalteten Albumcover, kenne ich eher vom Sehen, weil er öfter im Moods bei denselben Konzerten auftaucht wie ich, er hat bei Enja allerdings einige Alben herausgebracht, unter anderem auch mit Glenn Ferris oder Tom Varner. Pedretti ist wohl noch etwas älter als Schärli, ist in der Theaterwelt ebenso unterwegs wie in der Musik: Pina Bausch, Christoph Marthaler, Hans Koch, Moondog, Günther Sommer oder Erika Stucky sind Leute, mit denen er gearbeitet hat, mit dem Posaunisten-Kollegen Robert Morgenthaler spielte er auch Alphorn-Duos. Hier geht es allerdings strikt jazzig zu und her, mit sieben Originals von Schärli, der den Albumtitel als politisches Statement meinte. „Hope Not Hate“ heisst der Opener, andere Stücke tragen Titel wie „Waiting for Peace“ oder „Flowers for Love“, aber auch „Flowers for the Women“ und „Flowers for Music“. Die Besetzung mit drei Bläsern und b/d ist ziemlich attraktiv und es gibt Raum für schöne Soli von allen, aber auch starkes Zusammenspiel. Am Schönsten finde ich das Album mittendrin wenn im langen „Waiting for Peace“ eine meditative Stimmung mit Liegetönen den Einstieg macht oder in „Flowers for Love“ schöne Soli von Eberhard und Schärli zu hören sind und Weber/Pfammatter sich eingegroovt haben. Im folgenden „Flowers for the Music“ gestaltet Pedretti den Einstieg sehr toll – und Eberhard spielt ein weiteres tolles Solo. In „Masvingo“ zerfasert die Musik wieder – und das gehört eben mit dazu, macht das alles spannend, denn auch in den kompakteren, durchstrukturierten Teilen ist das immer sehr offen, im Gestus ziemlich frei. Ein schönes Album zum Abschluss, das ich auf jeden Fall mal in der Nähe behalten werde … auch wenn ich bei Eberhard weiterhöre (da sind neulich das 3-CD-Umverpackungs-„Portrait“ sowie die Potsa Lotsa Complete Dolphy Doppel-CD gekommen, beide jazzwerkstatt).

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba