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Basel, Stadtcasino – 07.9.2025 – Sol O Cello
Kammerorchester Basel
Pierre Bleuse Leitung
Sol Gabetta Violoncello
GEORGE ENESCU: Kammersymphonie E-Dur für 12 Instrumente Op. 33
ÉDOUARD LALO: Cellokonzert d-Moll
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LUDWIG VAN BEETHOVEN: Symphonie Nr. 7 A-Dur Op. 92
E: EMMANUEL CHABRIER: Habanera
Gestern Saisonauftakt beim Kammerorchester Basel – mit Sol Gabetta und Pierre Bleuse, beide dort gern gesehene Gäste. Oboist Matthias Arter gab in der Konzerteinführung alles, um dem Publikum die Kammersymphonie von Enescu näherzubringen – sicherlich das anspruchsvollste Stück hier, aber auch eine Rarität auf der Bühne (dünkt mich, ich hatte noch nie die Gelegenheit und mich darauf sehr gefreut). Mit diesem letzten von Enescu fertiggestellten Werk ging es dann los, und das war wirklich super – die Besetzung ist fl, ob, enh, cl, bsh, horn, t, v, vla, vc, b, p; Riccardo Bovino übernahm den Klavierpart, auch auf den beiden Konzerten in den Tagen davor, in Delémont und in Bukarest, im Atheneum, demselben Saal, in dem das Stück exakt ein Jahr nach Enescus Tod gefeiert wurde.
Danach Sol Gabetta … und Lalo … und der elegant tänzelnde Bleuse auf dem Podium. Das Orchester jetzt in grösserer Besetzung (die Streicher glaub ich 8-7-5-5-4, neben doppeltem Holz auch vier Hörner, drei Posaunen und zwei Trompeten) – und der Klang überraschend voll, sehr rund, ziemlich französisch. Auch bei dem Stück bin ich mir nicht sicher, ob ich es schon im Konzert hören konnte … zwei Violinkonzerte von Lalo mit Dmitry Smirnov und am Pult Heinz Holliger waren ja vor ein paar Jahren ein Konzerthighlight, aber ich glaube, auch das bekanntere Cellokonzert hörte ich gestern zum ersten Mal. Gabetta spielte danach eine kurze Zugabe, zwei Minuten oder so, pizzicato – ich habe sie leider nicht erkannt, aber auch dieses Stück war sehr charmant.
Dann aus lauter Müdigkeit überlegt, ob ich nicht in der Pause die Heimfahrt antreten sollte … doch zum Glück blieb ich dort, denn was das Orchester danach mit der Siebten von Beethoven anstellte, war wirklich ein Erlebnis. Der (recht) dicke, runde, elegante Klang weggewischt, alte Trompeten und Hörner auf der Bühne, ein ruppiger, direkter, rauher Beethoven war das, beschwingt und enorm dynamisch – ich musste an die umwerfend frischen, ebenso ruppig-unbekümmerten und engagiert aufgeführten Schumann- oder Mendelssohn-Symphonien mit dem KOB denken und fand auch hier enormen Gefallen (deutlich mehr als Nr. 3 und Nr. 5, die ich beide mit Antonini in Basel hörte, mit dem das KOB die neun Symphonien erarbeitet und eingespielt hat … Nr. 1 hörte ich auch mal mit Umberto Benedetti Michelangeli und die „Pastorale“ mit Sylvain Cambreling).
Beim Tonhalle-Orchester ist Gabetta in der neuen Saison eine der Fokus-Künstler*innen (neben Kirill Gerstein, „creative chair“ ist Thomas Adès) und nächste Woche höre ich sie hier bei der Saisoneröffnung gleich wieder mit dem zweiten Cellokonzert von Schostakowitsch (mit Paavo Järvi, versteht sich).
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