Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

#12529579  | PERMALINK

vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

Beiträge: 13,209

42

BLUES AND ROOTS
mingus, mclean, handy, ervin, adams, knepper, dennis, parlan, waldron, richmond, etegun, dowd (4.2.1959)

zu diesem party-album von mingus gibt es die erzählung, dass es eine reaktion gewesen sein soll auf kritiker, die seine musik zu intellektuell fanden (pseudo-a-politischer code: „swingt nicht“). wahrscheinlich gefiel dem produzenten einfach der „haitian fight song“, weshalb er das begehren äußerte: charles, schreib doch mal mehr in diesem stil. BLUES & ROOTS ist ein intellektuelles blues-album, mit druck nach außen und blick nach innen (das cover!), in dem nicht-notierte vorgaben zum auswendig-lernen in vielen ebenen übereinandergeschichtet werden, instrumentengruppen (ohne trompeten) gegeneinander riffen, stimmen sich kreuzen, musiker einander überraschen, und nichts an der handfesten komplexität irgendetwas von der vitalität der musik wegnimmt. natürlich verweisen die kantigen klavierfiguren von parlan und waldron auf eine tradition, und der baptistengottesdienst (der nicht so viel mit einem jazzbass zu tun hat) dürfte für ein weißes publikum hinreichend exotisch genug sein, aber gut: mingus spielt im jahr 1959, in dem woanders der modale jazz auf einen höhepunkt zusteuert, ein „roots“-album ein, und wer das für eine rückbewegung oder einen gegensatz hält, der hat was auf den ohren. meine liebste kleine mingus-zelle überhaupt: das baritonsax-riff von pepper adams auf „moanin'“. und was schreit mingus da eigentlich immer? „i know!“

--