Startseite › Foren › Kulturgut › Für Cineasten: die Filme-Diskussion › Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II) › Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)
friedrich
fifteenjugglersIm Kino:
„Memories of a Snail“ (Adam Elliot, 2024) 7,5/10
„Tenshi no Tamago“ aka „Angel’s Egg“ (Mamoru Oshii, 1985) 9/10
„Jaws“ (Steven Spielberg, 1975) 9,5/10Habe ich vorgestern auch im Kino gesehen. Sehr schön war die Anmoderation des Filmes von Steven Spielberg persönlich: „We thought we’re gonna need a bigger screen.“ Großartig!
Ich hatte Jaws vorher nur mal auf einem kleinen Bildschirm gesehen. War zwar auch gut, aber auf der großen Leinwand ist das natürlich viel beeindruckender. Und beim zweiten mal Ansehen fallen einem scheinbar unwichtige Details, die aber im Gesamtzusammenhang Bedeutung bekommen oder spätere Ereignisse konsequent und glaubhaft erscheinen lassen, erst so richtig auf. Und obwohl ich den Film schon kannte, bin ich zwei mal vor Schreck richtig zusammengezuckt.Ich habe den vorher nach meiner Erinnerung vor allem noch nie auf Englisch gesehen – was vor allem im Hinblick auf Robert Shaw unverzeihlich ist. Und klar, der Film gehört ins Kino.
In meinen Augen ist der Film fast perfekt. Der einzige schwächere Moment: wenn Spielberg von seinem Konzept abweicht und zu viel zeigt. D.h., wenn der Hai auf das Boot springt.
Diesen alten knorrigen Seebär kann man wohl tatsächlich kaum adäquat synchronisieren!
Die Technik des „Nicht-Zeigens“ hat Spielberg bei JAWS wirklich großartig eingesetzt. Ich glaube, es dauert mehr als eine halbe Stunde, bis man den Hai überhaupt zum ersten mal sieht. Und es gibt einige eigentlich völlig harmlose Szenen – Menschen am Strand, Menschen beim Baden – die durch vorher gemachte Andeutungen, Schnitt, Gegenschnitt, Musik … mit Spannung aufgeladen werden, so dass man als Zuschauer richtig Angst bekommt. Und dann passiert: Nichts! Und etwas später geht das Spiel von vorne los, bis es dann doch irgendwann kracht. Ich denke, der Höhepunkt, wenn der Hai auf das Boot springt und den alten Skipper verschlingt, musste dann einfach sein.
Das einzige für mich unbefriedigende ist, dass Chief Brody und Matt Hooper, nachdem Quint vom Hai verschlungen wurde und das Boot gesunken war, die beiden auch nur knapp mit dem Leben davon gekommen waren, scherzend zurück zum Strand paddeln. Als sei das ganze nur ein Abenteuer gewesen, bei dem man mit viel Spaß ein Auto – oder hier: ein Boot – zu Schrott gefahren und sich dabei vielleicht noch ein paar Schrammen geholt hat, die man dann später am Abend bei ein paar Bierchen in der Hafenkneipe stolz vorzeigen kann. Aber das amerikanische Publikum verlangt wohl nach einem Happy End.
--
“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)