Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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pfingstluemmelZuletzt gesehen:

Deus e o Diabo na Terra do Sol (Regie: Glauber Rocha – Brasilien, 1964) 9/10
Deus e o Diabo na Terra do Sol unterfüttert seinen sozialrevolutionären Impetus mit Fragen nach der Autoritätshörigkeit des Volkes, Fragen nach dem Verlangen nach (An-)Führern und der aus diesen Hierarchien entstehenden Gewalt, sowie allgemein mit der Frage, ob ein gewalttätiger Umsturz zum Ziel führen kann.
Dies in einem Klima der Unterdrückung, geschaffen durch Kirche und Kapital, widergespiegelt auf Volksebene in Form von Wanderpredigern und Räuberbanden. Alle gerieren sich messianisch, alle dienen letztlich dem Mammon und dem Tod. Alle ausnahmslos? Nein, die Ehefrauen der Hauptfiguren kratzen das bisschen Restverstand zusammen, das übrigbleibt, und versuchen, genötigt durch ihre Frustration, ein wenig Vernunft mit dem Patronengurt in ihre Männer zu prügeln, sind diese doch Gefangene von Tradition und fatalistischen Loyalitäts- und Ehrvorstellungen – und bereit dafür alles andere zu opfern.
Eingemeißelt in staubige Schwarzweißbilder der nordbrasilianischen Sertão, ins Leben gezerrt von ungewöhnlichen jump cuts, der Meisterhand von Glauber Rocha entsprungen, einem der wichtigsten Protagonisten des Cinema Novo in Brasilien, der filmischen Entsprechung der Tropicália-Bewegung.

Grad nachgeschaut: 2009 im Kino gesehen, fand damals gar keinen Zugang, aber hätte gerade grosse Lust, die Filme von Rocha und überhaupt einiges vom Cinema Novo überhaupt zu entdecken. Denke heute könnte ich da Zugang finden (dank einer Filmvorlesung zum Third Cinema, einzelnen anderen in der Zwischenzeit gesehenen lateinamerikanischen Filmen) … aber für mich muss das wohl auf die grosse Leinwand, also heisst es halt geduldig warten.

In einer Woche geht es hier wieder los im Programmkino und ich freue mich auf Sarah Maldoror, ein Wiedersehen mit Kozaburo Yoshimura (gab’s 2024 in Bologna, aber die Filmauswahl hier ist nicht ganz identisch plus es gibt noch drei von Kaneto Shindo dazu, einem Regisseur, den ich noch gar nicht kenne … von Maldoror gab’s 2024 in Bologna die phänomenalen Karneval-Filme).

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