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Varda Tag #10:
Jane B. par Agnès V. (1987) – gestern das Doppelpacket mit Jane Birkin … ein Jahr lang nistete Varda sich mit ihrer Crew im Haus der Familie ein (Charlotte Gainsbourg hat später erzählt, dass sie die Zeit gar nicht mochte) und drehte neben semi-dokumentarischen auch Ausschnitte aus Filmen, die Birkin gerne gedreht hätte, oder die Varda gerne mit Birkin gesehen hätte … u.a. die Geschichten von Ariadne und von Jeanne d’Arc. Und dann ist da natürlich die tolle Szene mit Birkin und Varda als Laurel und Hardy, gedreht in der Bäckerei, die schon in „Daguerréotypes“ vorgekommen ist.
Kung-Fu Master (1987) ist der Schwesterfilm … basierend auf einer seltsamen Idee von Birkin: eine fast vierzigjährige Frau (sie, sie wurde 1986 vierzig) und ein fast fünfzehnjähriger Junge (Matthieu Demy) verlieben sich. Verstörend, aber behutsam gefilmt – und es gibt diese Geschichten ja, in denen es natürlich ein Machtgefälle gibt und die ganz viele Fragen aufwerfen … Jacques Demy war zunächst dagegen, dass der gemeinsame Sohn mitspielt, aber als klar wurde, dass Charlotte Gainsbourg mitwirkt, beschloss man, den Film en famille zu machen. In den Sommerferien 1987 (der verregnete Sommer mit grossen Unwettern zumindest hier in der Schweiz, ich war acht, als wir in dem Sommer in den Bergen eingeregnet wurden und zu Fuss runter steigen mussten, weil die Brücke weg war, auf deren anderen Seite das Auto stand) wurden also die Dreharbeiten für „Jane B. par Angès V.“ unterbrochen und der Film gedreht, in dessen Vorspann der junge Demy die Figur aus seinem Lieblingsvideospiel spielt, „Kung-Fu Master“. Es gibt einen Ausflug nach London zu den Eltern Birkins (die echten) und dann eine Flucht auf eine kleine Insel, wo die Familie eine Hütte besitzt … und es gibt, zurück in Paris, den Skandal … aber das ist alles mit viele Auslassungen erzählt und am Ende eben doch ein Film, der so schön geworden ist, dass die Ambivalenz des Schauens noch einmal um ein Vielfaches gesteigert wird. Als Hintergrundrauschen ist zudem die AIDS-Pandemie über den ganzen Film hinweg präsent. Auf die ganzen heiklen Fragen gehen weder Varda noch Birkin in den Gesprächen ein, die auf der DVD als Bonusmaterial dabei sind – die sind aber dennoch informativ und oft ziemlich witzig.
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