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Mike Osborne Trio with Harry Miller & Tony Levin – The Birmingham Jazz Concert | Ein Brocken ist auch das nächste Dokument von Mike Osborne, der hier nicht mit dem üblichen Trio sondern mit Harry Miller und Drummer Tony Levin zu hören ist. Es handelt sich dabei um das dritte Konzert der Reihe „Birmingham Jazz“, die 1976 gegründet wurde und die ersten fünf Jahre in der Warwick Suite des dortigen Grand Hotels stattfand. Osborne spielte am 7. November 1976 dort. 2009 grub George West, einer der Gründer der Konzertreihe, das Tape wieder aus, das die Musiker ihn damals machen liessen: „The musicians gave me permission to record the concert as a souvenir on my Maxwell C180 tape and Yamaha recorder“. 2012 erschien die Aufnahme als Doppel-CD bei Cadillac Records von John Jack, der so weit es dann noch möglich war mit Hilfe von involvierten Musikern die Titel zu rekonstruieren (Tony Levin starb als letzter 2011, ich nehme an, Jack fragte andere Leute, die mit Osborne spielten oder damals aktiv waren). Der Sound ist wieder sehr okay, der Bass hat Präsenz, nur das Drumkit klingt etwas unausgeglichen (die Höhen sind nicht gut). „Ossie’s Opener“ und „More Mike“ heissen die ersten Stücke, dann folgen Coltranes „Cousin Mary“ und Millers „Awakening Spirit“ (zwei Takes, die lange auf CD 2 ein Highlight), das wie das später zu hörende „Ken’s Tune“ (dem Besitzer des Peanut Club, Ken May, gewidmet) auch schon auf „Border Crossing“ zu hören war. „All Night Long“ stand wie „Ken’s Tune“ in Willisau auf der Setlist, zu weiteren Osborne-Stücken („Journey’s End“, „Almost Home Katy“, der Calypso „One for George“) kommen auch noch Rollins‘ „Alfie“, Monks „Nutty“ zum Einstieg ins zweite Set, sowie ganz am Ende „Don’t Stop the Carnival“ und eine Trio-Improvisation. Viele Stücke fliessen nahtlos ineinander über: das Tempo zieht plötzlich an und Osborne beginnt mit dem nächsten Thema. Das erste Set auf CD 1 dauert eine gute Dreiviertelstunde, das zweite dann eine knappe Stunde. Natürlich fehlt der freie Geist von Louis Moholo, aber Levin macht seine Sache ganz gut. Sein vorhersehbares, gewichtigeres Spiel passt zu Osbornes schwerem Saxophon – und Millers Bass scheint öfter die Rolle des Freigeists zu übernehmen und wird mehr als sonst zum Kern des Trios, etwa in „Almost Home Kathy“, dem tollen Closer des ersten Sets mit seinem endlos kreisenden Groove. Auch das ein tolles Dokument – das ausführlichste von Osbornes Trio, aber halt leider nicht mit Moholo. Dennoch eine hervorragende Ergänzung zu „Border Crossing“ und „All Night Long“.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba