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Albert Ferber kam 1911 in Luzern zur Welt, studierte u.a. bei Gieseking und Long, spielte in der Schweiz oft Rachmaninoff vor. 1937 trat er erstmals in London auf, zwei Jahre später fand er sich beim Lucerne Festival neben Toscanini, Horowitz, Huberman oder dem Busch Quartett. Sein Auftritt war ein Liedrezital von Alexander Kipnis, bei dem in der New York Times die Klavierbegleitung besonders herausgestrichen wurde. Vor Kriegsbeginn liess sich Ferber in England nieder, wo er zwischen Theater und Film (als Pianist wie als Komponist) Arbeit fand. Nach Kriegsende tourte er durch Skandinavien, Belgien, die Niederlande und Frankreich und trat mit Dirigenten wie Beecham, Krips, Celibidache oder Boult auf. In seine Programme bezog er oft zeitgenössische oder selten gespielte Stücke ein. „Cool yet sensitive“ zitieren die Liner Notes zur obigen CD eine Beschreibung, die recht passend scheint. Bei seinem New Yorker Debut war Ferber schon Mitte Fünfzig und beeindruckte mit Schuberts Sonate A-Dur D 959. Harold Schoenberg schrieb einmal: „Tasteful is the word to describe Mr. Ferber’s playing. There seldom was any great passion to his performances. Instead there were intelligence, grace and proportion“ – das dünkt mich ziemlich zutreffend, wobei ich keinen Mangel an Emotionen höre. Wenn es auf der CD nach drei unveröffentlichten Stücken, von denen Testpressungen überliefert sind (Haydns Fantasie C-Dur Hob. XVII:4, 1947 aufgenommen, und zweimal Mozart: das Menuett D-Dur KV 355 und die Gigue G-Dur KV 574, 1945 aufgenommen) Ferbers erste Veröffentlichung, Beethovens „Les Adieux“ (Op. 81a, 1946 aufgenommen) gibt, ist mir das eine Spur zu weich – obwohl alles andere als unkonturiert und irgendwie sehr … einfühlsam und sensibel wirkend. Und auf jeden Fall interessant. Danach gibt es das Impromptu f-Moll D 935/1 und die Sonate A-Dur D 664 (ebenfalls 1946 aufgenommen), bevor dann Ferbers erste LP mit sechs von Mendelssohns Lieder ohne Worten und Schumanns Kinderszenen folgt (1951 aufgenommen). Dazwischen hat Ferber anscheinend noch die Sonate Op. 10/3 von Beethoven sowie kurze Stücke von Debussy und Chopin aufgenommen, die aber nicht aufgetaucht sind. In den Jahre n1953-56 nahm Ferber dann die kompletten Werke von Debussy für Klavier solo für Ducretet-Thomson auf (gab’s bei EMI als 4-CD-Set wieder, muss ich wohl mal suchen). Es folgten bis in die Achtziger Aufnahmen für weitere Label und regelmässige Auftritte vor allem in England. Ferber wirkte auch als Lehrer – und starb im Jahr 1987.
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