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Buddy Collette – The Complete 1961 Milano Sessions | Irgendwie ironisch, dass der sanfte europäische Jazz zwischen Cool und aufkeimendem Hard Bop oft zupackender und gradliniger ist als das, was Collette kurz davor in den USA so machte … hier sind drei LPs mit je acht Stücken zu hören, zwei beim Label Music und eine bei Ricordi erschienene, die ersten zwei von denselben Sessions zusammengesetzt („The Polyhedric Buddy Collette“ und „The Soft Touch of Buddy Collette“ sowie „Buddy Collette in Italy“ mit Basso-Valdambrini Band). Dazu kommen fünf weitere Stücke für Music sowie zwei Sessions à je 3 Stücke, die George Moran mit Collette machte. Dazu steht „not issued on LP“, ich nehme an das bedeutet in diesem Fall wohl „zuvor unveröffentlicht“ (bis zum obigen 2-CD-Set von 2020), aber nach allfälligen Single/EPs habe ich nicht gesucht (die gibt Fresh Sound ja inzwischen an).
Bei der ersten Session ist Dusko Goykovich dabei und es geht gleich mit seinem „Slavic Mood“ los, danach sind Gianni Basso (ts, cl), Dino Piana (tb) und Oscar Valdambrini (t) die Bläser, mal einer, mal zwei von ihnen (mehrmals natürlich Basso und Valdambrini), während am Klavier Renato Sellani zu hören ist, Franco Cerri mal an der Gitarre und mal am Bass. Wenn Cerri Gitarre spielt, übernimmt George Joyner, der auch sonst mit Jimmy Drummer Pratt zusammen z hören ist. Anderswo übernehmen dann Giorgio Azzolini und Gianni Cazzola (die plus Sellani gehören zur Basso-Valdambrini Band, die auf drei der zehn Sessions mit Collette als Gast zu hören ist). Norman Shobey und Armshed Shobey tauchen mal an Congas bzw. Bongos auf. Es gibt Blues (und da ist der dunkle Sound von George Joyner ganz besonders toll), das Thema von „Orfeu negro“ (Manha da Carnaval) und schon auch mal Stücke, in die auch klassische Formen eingeflossen sein dürften („Hunt and Peck“ und natürlich die Streicher-Session – siehe unten – von der zweiten Music-LP , wobei es dort neben zwei Originals auch „Skylark“ und „Stella by Starlight“ gibt – und die Session gefälllt mir echt gut).
Bei den letzten drei Sessions ist das Personal dann anders: Jacques Pelzer (fl) stösst dazu (Collette hier auch nur an fl und mal cl, davor gibt’s ihn auch am as, leider nie ts, was unterm String glaub ich mein Lieblingsinstrument bei ihm bleibt), Sergio Fanni (t), dazu Amadeo Tommasi (p), Joyner bzw. Giovanni Tommaso (b) und Buster Smith (d), dann wieder Cerri, Joyner und Pratt aber mit Streichquartett (Franco Fantini, Tino Bacchetta, Marcello Turio und Genunzio Ghetti; arr. Ezio Leoni und Giulio Libano), und bei der letzten Session dann nochmal Pelzer auf einem Stück mit Sellani, Joyner und Smith.
Es macht jedenfalls total Sinn, das alles zu kombinieren, da die Alben schon von 2-3 Sessions zusammengestellt waren und das Personal zwar ständig etwas ändert, aber immer wieder dieselben Leute dabei sind. Auch da, wo es verspielt und still zugeht, wirkt das weniger nach Klassik-Experimenten sondern einfach nach gut arrangierten Balladen – z.B. das letzte der sieben Stücke mit Goykovich, „Everything Happens to Me“ mit Flöte und gestopfter Trompete, dazu Cerris Gitarre (auch im Solo), die im Intro allein mit der Flöte zu hören ist, im Beat von Cerri und Pratt die leisesten Bossa-Anklänge.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba