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Mo, 2. Juni 2025
Konzerthaus Berlin
Großer Saal
Víkingur Ólafsson, Klavier
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Bach Präludium E-Dur, BWV 854
Beethoven Sonate Nr. 27 e-Moll, op. 90
Bach Partita Nr. 6 e-Moll, BWV 830
Schubert Sonate e-Moll, D 566
Beethoven Sonate Nr. 30 E-Dur, op. 109
Am Anfang dieser Woche war Víkingur Ólafsson wieder im Konzerthaus Berlin zu Gast. Im Großen Saal spielte er ein auf dem Grundton E konzipiertes Programm mit Werken von Bach, Beethoven und Schubert ohne Pause.
Ich finde Programme ohne Pause spannend und mir liegen sie wahrscheinlich zum Zuhören ganz gut. Ich mag daran, dass ich nach einiger Zeit eine Ruhe im Saal einstellt und sich eine gewisse Zeit hält… zum Ende hin muss man dann in Kauf nehmen, dass nicht alle so lange ruhig sitzen und zuhören können (wofür ich auch Verständnis habe) und es wieder verstärkt Nebengeräusche gibt.
Víkingur Ólafsson war in der Spielzeit 2019/20 als Artist in Residence im Konzerthaus. 2020 habe ich ihn zuletzt live gehört und mich daher gefreut, dass er mal wieder im Konzerthaus zu Gast war. Er nahm Platz und spielte ein ca. 80-minütiges Programm. Als Höhepunkt empfand ich die Bach Partita Nr. 6. Anfangs dauerte es etwas bis sich im fast ausverkauften Saal wirklich Ruhe einstellte und bei der Bach Partita kam dann alles zusammen. Die Stille im Publikum half, dass sich Ólafssons Spiel mit feinem Anschlag über den ganzen Saal legen konnte. Bei durchlaufenden Programmen finde ich schön, dass auch Anfang und Ende der Mittelstücke sowie die Übergänge von einem zum anderen Stück gut zur Geltung kommen. Mit Zwischenapplaus würde es nicht so gelingen. Ich habe es sehr genossen… und nehme einiges als Inspiration zum Nach- und Weiterhören mit.
Am Ende gab es langanhaltenden und tosenden Applaus.
Zunächst erfolgte noch die Übergabe des „Preises der deutschen Schallplattenkritik“ (für die Einspielung der Goldberg-Variationen) durch Julia Kaiser. Während ihrer Laudatio dachte ich, dass es ganz schön ist, eine gern gehörte Stimme aus dem Rundfunk auch mal in Persona zu erleben. Víkingur Ólafssons Einspielung der Goldberg-Variationen kenne ich noch nicht, da mich hier meist Arrangements mit anderen Instrumenten mehr interessieren. Es folgte dann auch noch eine Variation aus diesem Werk als erste Zugabe.
Als dritte und abschließende Zugabe spielte er den langsamen Satz aus einer Bach-Bearbeitung für Cembalo BWV 974 (Konzert für Oboe und Orchester von Alessandro Marcello). Auf Ólafssons zweiter DG-VÖ zu Bach sind alle 3 Sätze zu hören… höre ich mir auf jeden Fall auch mal wieder an.
Weiter oben schrieb ich in einem Post, dass Ólafsson die letzten drei Beethoven-Sonaten spielen würde… das Programm hatte sich geändert. In einer Rezi zum Konzert in der Wigmore Hall im April 2025 wurde erwähnt, dass er eine Augen-OP hatte und somit Zeit zum Erarbeiten fehlte. Dort hatte er dann die Goldberg-Variationen gespielt.
https://theartsdesk.com/classical-music/goldberg-variations-%C3%B3lafsson-wigmore-hall-review-bach-shadow-beethoven
Ursprünglich wurde für sein neues Programm „auf E“ und im Programmheft auch Beethoven op. 14/1 angekündigt, aber dann weggelassen. Hierzu gab es einen Einleger im Programmheft. Nach den Erfahrungen am Abend war es eine sehr gute Entscheidung… durch die Länge des Programms hätte es am Ende noch mehr Nebengeräusche aus dem Publikum gegeben.
Für diejenigen, die eine Pause benötigen, war es eine Herausforderung. Durch die Preisübergabe, Laudatio, Danksagung und drei Zugaben dauerte das Konzert dann doch fast zwei Stunden.
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