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Im Heimkino zuletzt ein paar Dokus mit cineastischen Qualitäten, drum lieber hier als im TV-Forum:
Notturno (Gianfranco Rosi, IT/FR/DE 2020)
Under a Blue Sun (Daniel Mann, FR 2024)
À Vendredi, Robinson (FR/CH/IR/LB, Mitra Farahani, 2022)
Alle drei sehr sehenswert. In „Notturno“ filmt Rosi im Grenzgebiet zwischen Syrien, dem Irak, Kurdistan und dem Libanon verschiedene Alltagsszenarien in der Nähe der Kriegsgebiete, aber hinter der Front. Soldatinnen, ein Junge, der als Taglöhner einem Entenjäger hilft, ein Fischer, Theaterprobe in einer psychiatrischen Klinik, eine Mutter, die Nachrichten ihrer vom Daesh entführten Tochter abhört … Daniel Mann reiste für seinen Film in die Wüste Negev, in Beduinen-Gebiet, aus dem Israel vor Jahrzehnten schon begonnen hat, die Bewohner*innen zu vertreiben. Die Dreharbeiten zum gigantischen „Rambo III“ fanden dort statt – die Armee stellte Material und teils auch Leute, damals involvierte berichten, Vertriebene und Aktivistinnen kommen zu Wort usw. Der Film von Farahani schliesslich dokumentiert einen E-Mail-Austausch zwischen zwei greisen Regisseuren (der fand 2014 statt, aber beide sind in den Monaten, in denen sie sich schrieben, auch mal im Krankenhaus), Ebrahim Golestan und Jean-Luc Godard. Aus der anfänglichen Irritation wird ein vergnüglicher und mit der Zeit ziemlich intimer Film, der manchen Einblick erlaubt (für mich v.a. bei Godard, da ich Golestans Werk leider überhaupt nicht kenne). Farahani hat das alles in die Wege geleitet und filmisch begleitet, am Léman wirkte Godards langjähriger Mitarbeiter Fabrice Aragno als Kameramann, im englischen Landschloss von Golestan ist Farahani selbst präsent (und Ehsan Khoshbakht, der die Golestan-Filme natürlich auch schon nach Bologna gebracht hatte, ist zu Beginn des Films auch ganz kurz zu sehen, wie er mit Golestan alte Filmrollen durchguckt – die dann vermutlich fürs 2016er Festival restauriert wurden; Farahanis Film lief 2022 dort, aber dass der was mit Godard zu tun hat, war mir damals nicht klar, und ich besuchte in dem Jahr auch nicht das ganze Festival).
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