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irrlichtSehr schöne Auswahl. Aber wie hat es das Album von Chaney so weit nach oben geschafft? Ich mag „Shelter“ auch, aber für mich war es dann doch nie mehr als ein ganz hübsches, aber recht zahmes Folk-Album.
@irrlicht:
Das ist schade, denn in meinen Ohren ist Shelter weder Folk noch zahm und weit mehr als bloß hübsch. Ich hätte das Album auch noch höher platzieren können (es ist eine Lieblingsplatte), aber der Einfachheit halber habe ich die Top 10 weitgehend unverändert aus der alten Umfrage übernommen (nur Laura Marling hat ein paar Plätze gutgemacht).
Ich beschreibe Shelter als ruhige, nachdenkliche und auf stille Art intensive Singer-Songwriter-Platte, die zwar Platz hat für Folk-Einflüsse (die Erinnerung an die „old ballads“, die ihr Vater gesungen hat), aber genauso auch für Henry Purcell („O Solitude“). Dafür, dass sich Olivia Chaney zeitweise in der Folk-Szene bewegt hat, ist der Folk-Anteil auf diesem Album sogar recht gering – hier ist alles „Kunstlied“ (selbst das Tex Ritter-Cover klingt danach). Für mich lebt das Album vom Zusammenspiel zwischen Olivia Chaneys Gesang und Songwriting und Thomas Bartletts Produktion: Das Backing enthält keine Note zu viel (oder zu wenig) und sorgt durchgehend für Intimität und Innigkeit, und in dieser Atmosphäre entfaltet sich Olivias glühender, gefühlsintensiver Gesang, der mich über 40 Minuten lang fesselt. Mit seinen Aufschwüngen, Schärfen und Registerwechseln ist er auch alles andere als „zahm“. So vorgetragen, lösen ihre Songs etwas in mir aus und bringen mich dazu, etwas zu fühlen – und darauf kommt es mir letztlich an. Für mich ist die Platte einfach perfekt; ich würde nicht das geringste an ihr ändern wollen.
Ein Lieblingsmoment vom ersten Hören an war das Finale von „Roman Holiday“ (eines Liebeslieds), die Art, wie sie in der Zeile „Why, why your patience is so strong and endless“ das letzte Wort melismatisch ausdehnt.
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To Hell with Poverty