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Die Hammond-Alben liefen gestern beim Zugfahren und machten vom ersten Eindruck her beide sehr grossen Spass. Am Abend zuhause lagen dann noch die zwei anderen da, „Wild Horses Rock Steady“ und „Higher Ground“. Das vertiefe ich die Tage mal noch ein wenig.
Das erste und dritte Montgomery-Album liefen gerade zum allerersten Mal – und das mittlere dünkt mich schon das stärkste. „A Day in the Life“ ist eleganter Instrumentaler Pop, auf „Down Here on the Ground“ geht es etwas mehr zu Sache – die Rhythmusgruppe ist auf beiden Alben dieselbe (Herbie Hancock, Ron Carter, Grady Tate) und sorgt für einen sehr tollen Groove, Hancock auch für die passende offene Atmosphäre. Beim dritten Album schreibt Sebesky Pseudo-Barock Intros und Outros, dazwischen gibt es Jazz-Vignetten (1-2 Minuten) – das ist mir etwas zu gekünstelt bzw. ich möchte mehr „Dazwischen“ haben – aber dann kommt der Closer, ausgerechnet das superöde „Where Have All the Flowers Gone“, und Überraschung: hier findet der Barock rein in den Jazz und das ist ein kleines Highlight zum Abschluss. Ich weiss ja schon, warum ich das mit 16 oder 20 nicht kaufen mochte, da galt es erstmal den ganzen Miles und Coltrane und tausend andere, dringendere Dinge zu entdecken, aber heute hör ich das echt super gern!
Das Album von Art Farmer lief jetzt ein halbes Dutzend Male und ich bin etwas perplex: einerseits ist da dieser leichtgewichtige Produktions-Sound mit den unschönen E-Piano-Sounds. Das geht halt wirklich in die Richtung Sound, den ich mit 20 oder so noch komplett abgelehnt habe – wenn ich das heute beschreibe, ist es eher ein Fehler von einer Art „Boden“ im Klanggerüst der Produktion (nicht der Musik, da wirklich nicht), etwas fast „Fiepsiges“ … Andererseits sind da das wunderbar lyrische Flügelhorn von Farmer mit seiner Wärme (da wünschte ich mir ein paar prä-Synthesizer CTI-Alben von 1971/72!), die tolle Flöte von Jeremy Steig, die funky Grooves der Band (zweimal Fritz Pauer, zweimal Dave Grusin für die Arrangement, Grusin ist auch an den Tasten, und das ist halt schon ein Name, der mich meistens abschreckt, aber hier obsiegte – zum Glück! – die Neugierde bzw. das Vertrauen auf Art Farmer).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba