Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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friedrich

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friedrich

vorgarten
bei mir gestern noch:

nduduzo makathini, unomkhubulwane (2024)
ein verspätetes lieblingsalbum aus 2024 ( friedrich ), weiß auch nicht, warum ich da nicht direkt reingehört habe, empfehlungen hier gab es ja genug, wahrscheinlich, weil ich den vorgänger nicht so mochte. das wird gerade zum klassiker bei mir, ich höre das immer wieder, es kommt so einfach daher, aber ist gleichzeitig so warm und entschieden, hat ganz andere klangfarben als andere klaviertrios, ohne irgendwo auf die tube zu drücken.

Danke für den Hinweis! Ich glaube, ich hatte das vor einiger Zeit schon mal quergehört, ohne dass es mich packen konnte. Aber das war nur ein erster und oberflächlicher Eindruck. Ich gebe dem Album gern noch eine zweite Chance.

Ich glaube für dieses Album bin ich leider doch nicht der richtige Ansprechpartner. Habe es mehrfach versucht, aber es zündet nicht.

Zuerst hatte ich den Eindruck, das ist so ein handwerklich tiptop gemachter Kammerjazz, wie er aktuell offenbar viel auf Blue Note und ECM zu hören ist – hier aber auch mit einer kräftigen Dosis Free Jazz. Das ist okay, kann mich aber nicht begeistern. Dann hörte ich Nduduzo Makhathini singen und dachte, das hätte er besser einem Profi überlassen sollen. Und am Ende stellte ich fest, dass es hier um die ganz großen Dinge geht. Schlüpft Nduduzo Makhathini auf dem Cover in die Rolle eines hellsichtigen Priesters einer Naturreligion?

Ich nehme NM diese Spiritualität sogar ab und bin dafür grundsätzlich auch empfänglich. Aber er erreicht mich musikalisch leider nicht. Mir fehlt da irgendwas – die klaren Konturen, die prägnanten Themen, der zupackende groove, vielleicht auch die heftigen Pendelausschläge in die eine oder andere Richtung – was auch immer, was mich packt, berauscht und begeistert. Ich kann es nicht genau sagen. Wenn Aretha Franklin nur den Mund aufmacht, fange ich als Atheist an, an den lieben Gott zu glauben, solange sein Arkestra spielt, glaube ich, dass Sun Ra nicht von dieser Welt ist. Aber NM löst etwas vergleichbares bei mir leider nicht aus. Schade!

Was ist mit der Grafikabteilung von Blue Note los? Über das Branford Marsalis-Cover wurde hier ja schon gesprochen. Ist es wirklich gewinnbringend, über die Fotomontage von Nduduzo Makhathini und dem Baum auch noch dieses Foto mit dem Wassertropfen zu legen? Wenn man sich das mal genau anschaut, ploppt der Tropfen sogar aus seiner Stirn raus.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)