Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

Startseite Foren Kulturgut Für Cineasten: die Filme-Diskussion Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II) Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

#12470017  | PERMALINK

latho
No pretty face

Registriert seit: 04.05.2003

Beiträge: 37,712

pfingstluemmelZuletzt gesehen:

Blueberry: L’expérience secrète (Regie: Jan Kounen – Frankreich/Großbritannien/Mexiko, 2004) 7/10
Ich glaube sofort, dass Regisseur Jan Kounen seine schamanischen Trip-Erfahrungen aus erster Hand hat, denn dort wo andere Filmemacher das Absurde ins Clowneske übertreiben, bleibt er nah an einem „echten“ psychedelischen Erlebnis und kann auf visueller Ebene (trotz oder gerade wegen übermäßigem CGI-Einsatz) ziemlich genau abbilden wie Psychedelika auf den Psychonauten wirken, vor allem überlagernde Mandelbrotmotive und akustische Verschiebungen und Vermengungen sind hervorragend ausgeführt.
Leider ist der Rest des Films ein wenig verschenkt (der Einsatz von Juliette Lewis ebenfalls), wenn man ihn mit anderen Acid-Western (z.B. El Topo, The Last Movie, Dust Devil, Dead Man) vergleicht, obwohl die Geschichte auf einer Comic-Reihe von Moebius – die Jodorowsky-Verbindung verstellt vielleicht ein wenig meinen Blick – beruht, ohne sich mehr als einige Motive dort auszuborgen.
Im Herzen ist Kounens Werk eher ein fantastisches Abenteuer im Western-Setting mit ausgeflipptem Finale, denn ein genuin bewusstseinserweiternder Freak-Out. Der Soundtrack plündert die psychedelisch wirksamen Sounds der Weltmusik, um sie geschmackvoll neu zusammenzusetzen. Zentrale Weisheit, gelassen ausgespuckt von Michael Madsen: „Animals are beasts, but men are monsters.“ Aber das wussten wir ja schon, oder?

Ich habe den Kounen-Film noch nicht gesehen, aber eine Anmerkung: Giraud (Moebius bürgerlicher Name) hat bereits Ende der 80er seine Drogenerfahrungen (Mescalin, Peyotl, wenn ich richtig informiert bin) in seine Zeichnungen einfließen lassen. Das war noch vor der Begegnung mit Jodorowsky, die ja erst mit den Planungen zum Ur-Dune stattfand. Wobei Girauf mit den (wundervollen) Szenarios von J.-M. Charlier arbeitete, die nicht unbedingt psychedelisch waren. Giraud arbeitete vor allem mit den Farbpaletten, grüne Wüste, blaue Gesichter etc., was den Comics einen ganz eigenen Touch verleiht: knackharte (sehr straight erzählte) Italo-Westerngeschichten mit bunten Farben.

--

If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.