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White Rabbit habe und kenne ich auch. Sage ich vielleicht später etwas mehr zu. Benson pendelt in meinen Ohren oft zwischen zur Schau gestellter Virtuosität einerseits und beinahe Anbiederung an Pop andererseits. Ich glaube, der Mittelweg hätte mir besser gefallen. Das in meinen Ohren eigentlich sinn-entstellende Cover von White Rabbit finde ich auch etwas unpassend. „One pill makes you larger /And one pill makes you small / And the ones that mother gives you / Don’t do anything at all“ als sonnige Latin Jazz-Version?
Hier heute ein Vinyl-Flohmarktfund:
Stanley Turrentine – Don’t Mess With Mister T. (1974)
Kann Jazz Pop sein, fragt @vorgarten (rhetorisch) im Creed Taylor-Thread. Stanley Turrentine und Creed Taylor beantworten die Frage mit einem klaren „Ja!“, auch wenn ein Album, auf dem das kürzeste der 4 Stücke über 7 Minuten lang ist, sicher kaum radio- und schon mal gar nicht Single-Hit-tauglich ist. Hochglanzproduktion mit Top-Besetzung (Ron Carter, Idris Muhammad), Bläser, Streicher. Das Titelstück ist ein Cover eines fast-instrumentalen Stücks von Marvin Gaye aus dessen Blaxploitation-Soundtrack zu Trouble Man. Die Referenz ist also klar und Don’t Mess … orientiert sich offensichtlich an dem Sound des früh-/mitt-70er Souls. Stanley Turrentine und Creed Taylor heben dieses im Original fast etwas unscheinbare Stück aber auf ein ganz anderes Niveau. Auch der Rest des Album ist super smooth und groovt geschmeidig. Hoch elegant. Schlafzimmer-Jazz der Extraklasse!
Ich kannte das Album schon lange von CD und war damals anfangs fast etwas abgestoßen wegen des massiven Einsatzes von Streichern bis zur Kitsch-Grenze. Inzwischen höre ich das aber anders – als große Kunst. Denn Schönheit zählt.
Die Original Vinyl-Ausgabe aus den USA hat übrigens ein Klappcover aus super-fettem Karton und eine bedruckte Innenhülle mit CTI-Logo. Creed Taylor verstand es, sich mit CTI im „Premium Segment“ zu platzieren.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)