Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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redbeansandrice

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man hat bei Baker halt auch echt viel Auswahl… mir hat das Duosetting mit Bley vielleicht ein bisschen viel Gravitas, ist ein bisschen zu ernst, die Trios mit Philip Catherine find ich eigentlich ideal…

Tony Fruscella – Debut

muss ich jetzt alles von Fruscella auf LP kaufen? naja, die beiden Spotlite Platten hätt ich jetzt schon gerne, das hier ist die erste, die beiden auf Honey Dew hab ich längst (je eine LP Seite Fruscella, eine Don Joseph mit Dave Schildkraut)… und wenn ich die zweite Spotlite LP auch hab, fehlt eigentlich nur noch das hier um die Sammlung komplett zu machen… und das hier, das einzige was zu Lebzeiten erschienen ist, neben dem Album… (fun fact: die Platte hatte ich vorhin in der Hand, dachte da muss er doch drauf sein – aber auf die Idee, dass sein Track nur auf dem Label und Cover steht, aber in der Tracklist fehlt, war ich nicht gekommen)

die Platte ist wirklich gut. schönes Cover, liner notes vom legendären Plattenhändler Red Carraro, der in den 40ern mit Fruscella und seinen Freunden in East Harlem aufwuchs, viel mit ihnen jamte, und sich noch genau erinnerte, wie alle aufgeregt waren, als Tony und Chick Maures (as) damals 1948 ihre ersten Plattenaufnahmen machten… die dann leider erst in den 70ern herauskamen, als Tony (1927-1969) und Chick (1925-1954) schon lange ihrem Lebensstil zum Opfer gefallen waren… so einen Zeitzeugen wie Carraro wünscht man sich für noch mehr Platten… und die Musik der Band von Tony und Chick ist super interessant, sicher ist das nicht so unglaublich toll wie das Atlantic Album – aber Cool Jazz gab es ja auf dem Papier im Dezember 1948 noch gar nicht richtig – die berühmten Miles Sessions mit der Birth of the Cool sind von Januar 49… aber das ist hier eindeutig Cool Jazz, und was die Jungs wirklich richtig machen, ist dass sie Bebop spielen, aber Luft lassen, damit die Musik atmen kann… dass sie mit Red Mitchell einen Weltklassebassisten bei seinem Plattendebut dabei haben, hat sicher auch geholfen…

die B Seite sind dann die Quartettaufnahmen aus dem Open Door von 1953, schon ewig Lieblingsaufnahmen, allein schon weil auf der Bühne Zigaretten geschnorrt und Zuschauer blöd angemacht werden… und die Art, wie hier das Thema von Lover Man gespielt wird, sagt einem wahnsinnig viel über Fruscella… Trauer, Traurigkeit, Weltschmerz – oder einfach ein Hoch auf die Indifferenz…

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