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friedrichVon diesen acht Alben kenne ich immerhin vier (2 x Hubbard, je 1 x Turrentine und Jobim) und finde sie alle ausgezeichnet. Mit Jobim hatte Creed Taylor ja schon vorher zusammengearbeitet, Hubbard hatte nach Blue Note einen kurzen Zwischenstopp bei Atlantic eingelegt, Turrentine machte 1970 von Blue Note direkt zu CTI rüber. Sein letztes BN-Album, das ich kenne, ist The Spoiler (1966), eine etwas angepoppte gute Hard Bop/Soul-Jazz Platte in großer Besetzung mit Arrangements von Duke Pearson. Das Muster seiner späteren BN-Alben dürfte ähnlich sein. Von Freddie Hubbard streame ich gerade A Soul Experiment (1969), ein programmatisches Soul Jazz/R&B-Album, das in seiner Art gar nicht übel ist, aber sich auch etwas anbiedert. Man meint da herauszuhören, dass FH und Atlantic versuchen, „bisher vernachlässigte Marktsegmente zu erschließen“. Aber so richtig neu und aufregend klingt das alles nicht. Ich finde, verglichen damit, sind die von FH und ST nur ein Jahr später auf CTI veröffentlichten Alben ein großer Sprung nach vorne. Da hört man eine andere, zeitgemäße Klangästhetik und den Mut zu stilistischen Experimenten. Und es kommt alles ohne Pop-Covers aus! So wie Motown oder Stax sich um die Wende von den 60ern in die 70er wandelten, so findet hier der Wandel von Blue Note zu CTI statt, oder so. Elektrisch, smooth, gestochen scharf, funky! Man hört deutlich Creed Taylors Händchen als Produzent, der eine Vorstellung davon hatte, wie Jazz in den 70ern klingen und sich verkaufen konnte. Stanley Turrentine und Freddie Hubbard waren wohl zwei seiner besten Pferde im Stall und hier erleben sie nicht nur ihren zweiten Frühling, sie setzen auch gleich statements.
Ja, so höre ich das auch – auch wenn ich die Zeit im Jazz von 1969 bis 1975 als noch viel offener und experimenteller kennengelernt habe als das auf CTI abgebildet wird. Ich wollte ja eigentlich Idris Muhammads Karriere verfolgen und bin dabei nach dem 8. Boogaloo-Album auf Blue Note plötzlich bei Nat Adderley auf CTI/A&R gelandet – und plötzlich wehte ein anderer Wind. Jetzt ist das Adderley-Album nicht exemplarisch für Creed Taylors Soundkonzept, aber was dazu alles angemischt wurde, ist mit sehr offenen Ohren gehört worden. Das war ja auch eine Zeit, in der David Murray musikalisch sozialisiert wurde und von weißen Rockbands wie Latin und Freejazz gleichermaßen alles aufgesogen hat, und in der man Alice Coltrane den Suits von Warner Bros. verkaufen konnte.
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