Antwort auf: Creed Taylor

#12461973  | PERMALINK

vorgarten

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In loser Folge – die CTI-6000er Serie, erstmal der komplette Output des Jahres 1970:

    

Hubert Laws, The Crying Song (1969) / Freddie Hubbard, Red Clay (1970) / Antonio Carlos Jobim, Stone Flower (1970) / Joe Farrell Quartet (Reissue als „Song of the Wind“), s/t (1970) / Bill Evans, Montreux II (1970) / Stanley Turrentine, Sugar (1970) / Hubert Laws, Afro-Classic (1970) / Freddie Hubbard, Straight Life (1970)

Das sind ja alles Klassiker und Beinaheklassiker. Es geht was weiter, einiges ist aber auch neu. Hubbard, Laws und Turrentine kommen fest zum Label, vom Freelancer Bill Evans übernimmt man nur einen Mitschnitt des Schweizer Radios. Das Label-Programm verschiebt sich weiter zum Jazz: lange Soli, Postbop-Themen, ausgewalzte Grooves. Keine Beatles-Cover mehr (nur auf dem ersten Laws-Album), weniger Pop mit Jazzelementen, CTI wird plötzlich Heimat z.B. für Blue-Note-Leute, die seit 1969 wahrscheinlich dort nicht mehr gut betreut werden (Turrentine, Hubbard) oder bei Atlantic nicht richtig gelandet sind (Laws, wieder Hubbard), später in experimentelleren Gefilden landen werden (Corea, Holland) oder zu was noch Größerem aufbrechen (McLaughlin, Hancock). Ein Labor, in dem Jazz, Rock, Elektronik, Black Power, Freigeist, selbstreflexiver Pop, verrückte Fusionen in der Luft liegen, mit denen die meisten Musikern hier (da gehören ja auch noch Jack DeJohnette, Joe Henderson, Ron Carter, George Benson, Bob James, eine Rhythm Section von Elvis dazu) ziemlich gekonnt jonglieren können. Der Markt weiß noch nicht so genau, was er damit machen soll. Creed Taylor schon.

Neben dem Engagement von Premiumvertretern der improvisierten Musik (viele davon parallel im Miles-Labor beschäftigt) und der reduzierteren Combo-Besetzungen laufen Dinge weiter: Don Sebesky arrangiert für Hubert Laws ein Programm aus Funk,Kitsch und Bach (und Mozart), aus der Session von Jobim und Deodato wird noch ein zweites Album zusammengestrickt, mit Benson und Turrentine hat man die Aura von Soul und Blues an Bord, um sie neu zu verpacken.

Ein Ausreißer ist das Farrell-Album mit der Miles-Rhythm-Section Corea/McLaughlin/Holland/DeJohnette, das auch in Freejazzbereiche vorstößt, dreckiger, aber auch vielschichtiger ist (Farrell ist ja Multiinstrumentalist) und hier eigentlich an gemeinsamen Projekten mit Corea weiterarbeitet, deren spätere Popifizierung mit Return to Forever eigentlich auch super zu CTI gepasst hätten, besser als zu ECM jedenfalls. Das ist der etwas verborgene Schatz in diesem Konvolut, das ansonsten eher von der Basslinie von „Red Clay“ in die Zukunft getrieben wird (das zweite Album von Hubbard ist ja eigentlich toller, was die Soli angeht, aber am Ende bleibt halt immer die Basslinie übrig).

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