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Gestern im Kino: L’Allégement (Marcel Schüpbach, CH 1983) – ein grossartiger Einstieg in die Jura-Reihe, die einen Teil der grösseren Reihe der letzten Solothurner Filmtage nach Zürich bringt. Emilien Gür und David Wegmüller, die die Reihe in Solothurn kuratiert hatten, waren gestern da und machten eine Einleitung, dazu gab es noch einen Lernfilm über den Jura zum Einsteig, den 23minütigen „Le Jura – Vignoble, plateaux, plis“ (André Dolmaire/Louis Colin, FR 1946). Der Film entwickelt auch dank der tollen Musik von Michel Hostettler und natürlich vor allem dank der eindringlichen Schwarzweiss-Bilder (Kamera: Hugues Ryffel, Schnitt: Elisabeth Wälchli) einen grossen Sog. Die umwerfende Hauptdarstellerin Anne Caudry (die Enkelin von Georges Bernanos starb 1991 mit 34 Jahren an AIDS) bewegt sich durch die aufgeladenen Landschaften des Juras, es gibt traumartige Sequenzen, Überblendungen, Momente, in denen die Tonspur komplett versiegt … die junge Frau findet sich zwischen der etwas routinierten Liebschaft mit dem benachbarten Trödler (Hanns Zischler) und einem rätselhaften schwarzen Reiter wieder – und so ist das irgendwie auch ein Western. Ihre Grossmutter (Anne-Marie Blanc, eine Art nationaler Filmschatz hier) ahnt, dass die Enkelin etwas von der rätselhaften Urgrossmutter hat, die in poetischen Sequenzen durch den Film schwebt, Bäume umarmt, die sexualisierte Aufgeladenheit der Landschaft schon in der ersten Sequenz des Films verdeutlicht. Ein beeindruckender Film.
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