Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

#12439721  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

Beiträge: 5,160

@vorgarten

friedrich
Gefällt mir auch gut!

sorry wegen des konzertberichts gestern, ich war froh, irgendwo anschließen zu können und hatte mir gedacht, dass dir der admiralspalast-auftritt von ronin bestimmt auch nicht gefallen hätte. ich wollte nicht den spaß an der entdeckung verderben. und ist ja offensichtlich auch nicht passiert

Geht schon in Ordnung! Harte Urteile von Dir bin ich inzwischen gewohnt. ;-)

Ich bin auf der Suche nach zeitgenössicher Musik, die mich reizt. Dafür habe ich etwas im Jahresrückblick hier im Jazz-Forum gestöbert, konnte mich aber für nur weniges begeistern. Deswegen mal nach langer Zeit wieder die Jazzthetik gekauft. Das meiste darin besprochene interessiert mich auch nicht besonders, aber hier und dort findet man eine Perle. Das sehr schöne Lionel Loueke & Dave Holland-Album erwähnte ich hier schon mal, komme ich auch gerne noch mal drauf zurück. In der neuesten Ausgabe u.a. eine kleine Geschichte anlässlich des neuen Albums von Nik Bärtsch’s Ronin. Das las sich interessant, also mal reingehört und entgegen aller Vorurteile als sehr reizvoll empfunden. Ich wusste zwar, dass es NBR gab, aber mich hatte dieses Samurai-Image, die finsteren Cover und auch ein wenig ECM („Achtung, Hochkultur!“ ;-) ) bislang abgeschreckt.

Man sollte sich wirklich davon frei machen NBR als „Jazz“ zu begreifen. Das funktioniert anders. Insofern geht auch die Kritik „läuft wie ein Schweizer Uhrwerk“ am Thema vorbei – mal ganz davon abgesehen, dass das auch nicht wirklich stimmt. Diese Musik ist schon auch organisch und entwickelt sich im Fluss. Bei der Live-Aufnahme ist das besonders ausgeprägt, die klingt viel spontaner und lockerer als die Studioalben, aber auch nicht so dicht. In diesem Zusammenhang: Sowohl im Studio als auch Live hört man NB immer wieder mal laut „HO!“ rufen, und ein paar Takte später wechselt die Band das Thema, spielt einen break oder hebt die Musik auf ein höheres Niveau.

Aber sicher hören andere das anders.

Ich reserviere wohl mal im A-Trane.

--

„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)