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Gestern gab’s aus der Oistrach-Box auch noch die zweite (von zwei) CD mit frühen Aufnahmen – kurze Stücke, diverse davon Arrangements, aber am Ende auch eine nicht ganz vollständige weitere umwerfende Einspielung von Chaussons Konzert für Violine, Klavier und Streichquartett, live 1939 mit Abram Dyakov und dem Beethoven Quartet (was ja zum Abendprogrammm passte, denn dieses Quartett gehörte zu Schostakowitschs treusten Mitstreitern). Inzwischen gibt’s bei Discogs komplette Scans aller Hüllen (und CDs), hier das Rückcover mit den Infos zu den frühen Aufnahmen:
Gerade zudem ein viertelstündiges Stück von Jessie Cox gestreamt, vom jüngsten Intakt-Album der Pianistin Simone Keller, die es in ein paar Tagen hier beim Sonic Matters-Festival aufführen wird … gehe ich aber nicht hin, drum hörte ich mal die Aufnahme, „Black/blackness – After Mantra(s)“ (2022, for piano and electronics):
https://simonekeller.bandcamp.com/track/jessie-cox-1995-black-blackness-after-mantra-s-2022-2
Das Album muss wohl mal her, habe mich bisher nie wirklich mit Keller befasst, aber sie vor einigen Jahren mal mit dem Kukuruz Quartet und Musik u.a. von Julius Eastman gehört (und die betreffende Intakt-CD ist natürlich auch da).
Spät abends und jetzt wieder dann Zola Shaulis bzw. Zola Mae Shaulis, eine US-Pianistin, die 1942 zur Welt kam und 2021 verstarb – sie gewann ein paar Wettbewerbe, Rubinstein nahm sie mal unter seine Fittiche, und 1972 debütierte sie in der „debut“-Reihe der Deutschen Grammophon mit einer unbeschwerten, sehr schönen Einspielung der Goldberg-Variationen sowie der siebten Sonate von Prokofiev (das geht, weil sie bei Bach keine Wiederholungen spielt und nur 36 Minuten braucht, das Album ist knapp 53 Minuten lang):
CD-Reissues gab es davon nicht bzw. erst in der Box „Piano Library – Deutsche Grammophon Edition“, aus der ich das höre … da steht im Booklet zu jedem Pianisten und jeder Pianistin ein wenig was, bei Shaulis eben was zu den Wettbewerben, auch dass sie die jüngste Musikerin war (Männer bzw. Knaben mitgemeint), die jemals mit dem Philadelphia Orchestra auftrat – sieben war sie da. Sie gewann den Bach-Wettbewerb (1960 in Washington D.C.), den ersten Preis in Rio de Janeiro (1969), 1971 dann den Naumburg Award in NYC, wo sie 1970 in der Alice Tully Hall ihr Debut gegeben hatte, als sie bereits von Rubinstein gefördert wurde. Mit dem Sieg war die Platte für CRI verbunden, die dritte bei Discogs gelistete, die in der DG-Box natürlich fehlt, aber vom Repertoire her sehr interessant ausschaut. Im gleichen Jahr 1971 nahm sie auch ihre erste DG-Platte auf, und 1975 lud man sie – im Booklet steht, sie sei in Europa als Bach-Interpretin geschätzt gewesen – ein, ein weiteres Bach-Album aufzunehmen, das waren dann die Toccaten BWV 911-915, die auch in der neuen Box zu finden sind. Danach zog sie sich aus dem Konzertleben zurück, wurde Hausfrau, spielte und lehrte aber nebenher weiter und nahm wohl auch weiter bei Wettbewerben teil.
Einen Wikipeia-Eintrag gibt es leider nicht (würde vermutlich von irgendwelchen Nerds wegen „Irrelevanz“ gelöscht), aber hier steht mehr:
https://www.brettfuneralhome.net/obituaries/Zola-Mae-Shaulis-Kollock?obId=20601939
Und im Nachruf des Tampa Bay ist neben diversen Fotos und weiteren Infos auch die AP-Meldung zum Debüt als siebenjährige zu lesen:
https://www.tampabay.com/news/tampa/2021/04/12/a-child-prodigy-carnegie-hall-then-a-life-sharing-music-in-st-petersburg/
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #161: David Murray - 11.3., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba