Antwort auf: Vanguard Jazz Showcase (1953–1958)

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A Night at Count Basie’s heisst das letzte Album in der Mosaic-Box – und es wurde wohl mit konventionellem Set-Up aufgenommen, denn es entstand in der Count Basie’s Lounge (2245 7th Avenue & 132nnd Street in New York City). Acht Stücke wurden am 22. Oktober aufgenommen, in leicht wechselnden Line-Ups. 47 Minuten Musik, diverse schon anderswo gehörte Musiker, die (abgesehen vom Organisten) bestens harmonieren: Emmett Berry, Vic Dickenson, Marlowe Morris, Aaron Bell und Bobby Donaldson, dazu die neuen Bobby Henderson (p) (er hat später auch selbst für das Label aufgenommen, die geplante zweite Mosaic-Box fokussiert auf Piano-zentrierte Sessions, u.a. wohl auch die Duos von Ruby Braff mit Ellis Larkins, Sessions von Mel Powell, das Jo Jones Trio usw., aber halt nicht die Sir Charles Thompson Sessions, die schon im „Small Group Swing Sessions“-Set zu hören sind) und Joe Williams, der auf drei der acht Stücke und in bester Form zu hören ist. Und der Gastgeber Count Basie spielt auf zwei der Stücke von Williams Klavier (beide mit Morris, der etwas besser ist hier als auf dem ein halbes Jahr später aufgenommen Rushing-Album). Basie ist aber übers ganze Album präsent, weil er die Leute ankündigt (Henderson nennt er einen seiner Lieblingspianisten) und auch mal einen prominenten Gast erwähnt (Leonard Feather). Es gibt auch einige Hintergrundgeräusche, die Hammond so störten, dass er in den Liner Notes seine Hoffnung ausdrückte, dass das Album das letzte bleiben würde, das je in einem Club aufgenommen wurde. Das Ergebnis ist ziemlich gut – der Sound der Band ohne Saxophon aber mit zwei starken Blechbläsern ziemlich speziell, Williams Beiträge allesamt Highlights, die Rhythmusgruppe funktioniert recht gut, Morris scheint recht oft den Basspart mit den Pedalen zu spielen – in seinen Soli, im Duett mit Henderson (ohne Bläser) über „Too Marvelous for Words“ und auch sonstwo ab und zu. Berry und Dickenson steuern gute Soli bei, der Trompete nicht zuletzt in „Perdido“ (da spielt Dickenson leider die halbe Zeit am Mikrophon vorbei, dafür ist Morris dann sehr okay, wenn auch recht flashy), der Posaunist ganz besonders im Closer des Albums, „Canadian Sunset“. In „Sent for You Yesterday“ steuert Dickenson die Backings bei, während Berry pausiert und Basie am Klavier sitzt. Schön ist auch das von Williams verhalten vorgetragene „I Want a Little Girl“ (mit Basie) und danach das folgende Trio-Feature für Henderson, in dem Aaron Bell ein tolles Solo spielt und Donaldson an den Besen swingt. „Canadian Sunset“ als Feature für den Posaunisten mit synkopischem Klavier über Rumpel-Groove (Orgel mit Basspedalen und Donaldson glaub ich, aber schon möglich, dass Bell auch noch mitspielt und halt im Live-Sound untergeht) ist dann ein klasse Closer des Albums wie auch der 7-CD-Box, aus der ich das alles jetzt zum ersten Mal gehört habe (einen grossen Teil kannte ich schon, zumindest all die Rushing-Sessions und auch die von Thompson und Braff sowie das Live-Album aus dem Basie’s, neu waren Newman, Clayton und die ausführlichen Dickerson-Sessions, mit denen das Set öffnet – die nicht strikt chronologische Programmierung finde ich glaub ich ganz gut – die paar kleinen Fehler im Booklet [es gibt einen ganzen Textabsatz, der verschoben ist und Kleinigkeiten wie den Fehler, dass Williams gemäss der Diskographie auch bei „Please Don’t Talk About Me When I’m Gone“ singt, was nicht der Fall ist … und ich glaub Berry ist in „Canadian Sunset“ entgegen den Angaben auch gar nicht dabei, solche Fehler gibt’s glaub ich schon frhüer da und dort] hätte man aber mit einem Lektorat noch ausbügeln können).

Hier noch das Cover der Bertelsmann-Ausgabe des Albums (1962), wo Williams auf dem Rückcover als „Blues- und Balladensänger“ geführt wird und in völlig umgestellter Reihenfolge nur sechs der Titel zu finden sind (leider fehlt neben „Indiana“, dem öffnenden Jam, ausgerechnet noch „Canadian Sunset“, also keine Empfehlung dafür, aber das Cover ist halt gut):

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