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gypsy-tail-wind
thelonica
gypsy-tail-windFürchterliche Person, die Frau Glaser, zumindest äusserst kontrovers, um anständig zu bleiben … Freitagabend weiss ich dazu voraussichtlich mehr: https://www.swissfilms.ch/en/movie/misty-the-erroll-garner-story/A6F18D1AF8B54EB89CD5CDBFB474126B Von meiner Seite in Sachen Garner grösste Empfehlung fürs 3CD-Set (einfach keine Bass- oder Schlagzeugsoli erwarten, die gibt’s im Garner Trio generell nicht).
Geri Allen war eine der Produzentinnen von diesem Set. Das Team Garner-Glaser ist komplexer u. nicht so gut erforscht, glaube ich. Es gibt einen Artikel von Ted Panken mit Zitaten von Robin D.G. Kelley, wo deutlich wird, dass sie einiges richtig gemacht hatte. Das Privatleben von Garner oder Glaser ist ja ziemlich frei von Skandalen, von außen betrachtet lief die Karriere von Garner nicht so schlecht, aber es mag sein, dass seine Popularität später etwas abgenommen hatte. Krankheit ist sicherlich ein Thema in der Geschichte. Und im Musikbiz lassen sich bestimmt schlimmere Charaktere finden (Spector, Larry Williams, Don Robey, Huey P. Meaux, Ted White, Ike Turner, Herman Lubinski…), Glaser wäre m.E. weit entfernt von solchen Gestalten.
Letzteres scheint mir klar … aber Glaser hat einerseits dafür gesorgt, dass die Nachkommen Garners komplett aussen vor blieben und andererseits seinen Nachruhm durch das Verhindern vernünftiger Reissues ab den Neunzigern ziemlich behindert. Heute würde ich sagen ist Garner ziemlich vergessen. Mag sein, dass sie zu seinen Lebzeiten vieles gut gemacht hat für ihn … aber manches an der ganzen Geschichte lässt mir einfach die Haare zu Berg stehen. Bevor nach 20 oder 25 Jahren Pause wieder was bemerkenswertes passieren konnte, musste Glaser ja erstmal versterben – das geht aus dem NPR-Artikel ja auch hervor. Irgendwie vermute ich, dass das alles mehr tragisch ist (nicht böswillig oder so) … und ziemlich ambivalent und komplex.
Robin D.G. Kelley ging hier auf die komplexen Zusammenhänge ein. Die beiden hatten ja Columbia verklagt, man darf nicht vergessen, dass sich das vorher und lange Zeit danach eigentlich niemand richtig getraut hatte. Möglich wäre, das die ältere Glaser später einfach auch nicht mehr die Kraft und Möglichkeiten hatte wieder mit irgendwelchen Plattenfirmen zu verhandeln. Schon ab dem Zeitpunkt nach dem Tod von Garner. Es hätte vielleicht auch nicht viel Sinn gemacht, weil es an Bedingungen geknüpft gewesen wäre. Es kann auch sein, dass niemand von den großen Firmen willig war grünes Licht für Projekte zu geben wegen der Vorgeschichten. Oder der Deal wäre so gelaufen, dass sie Aufnahmen zusammen mit den Rechten an der Musik möglichst günstig bekommen. Man weiß ja auch nicht, was Garner in seinem Testament geregelt hatte. Aber bestimmt war nicht vorgesehen, dass große Companys mit dem Nachlass wieder richtig Profit machen. Das höre ich bei dem was Kelley sagte ein bißchen raus.
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