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motoerwolf Warte, bis es dunkel wird (The Town That Dreaded Sundown, Alfonso Gomez-Rejon, 2014) Hier gibt es nicht nur zwei Ebenen, sondern gleich vier! Denn Warte, bis es dunkel wird ist ein Remake / eine Fortsetzung des im Original gleichnamigen Films Der Umleger (1976), der wiederum auf echten Morden in Texas im Jahr 1946 basiert. Die vierte Ebene sind dann die Dreharbeiten zum ’76er Film, die ebenfalls eine eine Rolle spielen. Mehr Meta geht kaum! 2013 wird in Texarkana wie jedes Jahr der Film von 1976 im Autokino gezeigt, um an die Morde von ’46 zu erinnern. Der lokalen Kirche gefällt das zwar nicht, ihr Prediger nennt den Film und die Aufführung gottlos, doch die Jugend ist davon weitgehend unbeeindruckt. Lediglich Jamie ist vom Film angewidert, also verlassen sie und ihr Freund die Vorstellung und fahren zur örtlichen Lovers Lane. Wer sie da wohl erwartet? Überraschenderweise überlebt Jamie jedoch den Angriff eines (neuen?) Killers und bekommt von diesem sogar eine Botschaft für die Bürger Texarkanas mit auf den Weg. Ganz gegen die Konventionen des Genres nimmt man sie bei der Polizei sogar ernst, trotzdem beginnt Jamie, auf eigene Faust zu ermitteln. Schnell stellt sich heraus, dass der alte Film für den aktuellen Killer eine gewisse Bedeutung haben muss, und es kommt sogar mal der Verdacht auf, es könnte sich beim Killer um ein Mitglied des Filmteams handeln. Hervorheben muss man bei Warte, bis es dunkel wird vor allem die Kameraarbeit, denn der Film ist wirklich gut fotografiert. Das betrifft sowohl solche Dinge wie die Bewegung der Kamera, schön eingesetzte Effekte z.B. mit einem Split-Fokus-Objektiv (vielleicht wurde der Effekt auch erst in der Postproduktion erzeugt, wer weiß) als auch ganz besonders die Farbgestaltung. Die Geschichte dagegen leistet sich ein paar Schwächen. Besonders befremdlich fand ich, dass Jamie kurz nach der Ermordung ihres Freundes schon wieder bereit ist, sich auf jemand neuen einzulassen. Und leider ist auch die Auflösung des Falles ein Schwachpunkt der Story. Trotzdem ist der Film durch seinen Look und die Verschachtelung so vieler Ebenen nicht nur für Genrefans eine Empfehlung.
Danke für deine Eindrücke. Ohne diese hätte ich mir den Film wahrscheinlich nicht angeschaut, weil ich ihn zu der Flut uninspirierter Slasher-Remakes gezählt habe, die vor einigen Jahren über uns hereinbrach. Allerdings ist dieser wirklich exquisit fotografiert und die Einbeziehung des Originals eröffnet eine schöne weitere Ebene. Sehe ich dadurch auf Augenhöhe mit Der Umleger aus den 70ern.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.