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أحمد [Ahmed] – Giant Beauty | Fraglos die rätselhafteste Neuerscheinung des Jahres … ein 5-CD-Set, das die Auftritte vom 10. bis 14. August 2022 beim festival for other music in Fylkingen in der Agglo von Stockholm dokumentiert. Pro Set „reimaginiert“ das Quartet (Pat Thomas-p, Joel Grip-b, Antonin Gerbal-d, Seymour Wright-as) jeweils ein Stück von einem der ersten vier Alben von Ahmed Abdul-Malik, in endlos verdichteten Riffs und Grooves … Musik, um Mitbewohner*innen irre zu machen, aber das sind an diesen Tagen im Jahr ja eh alle – es läuft CD 2 mit dem „Oud Blues“.
Wenn ich meine Notizen vom Auftritt beim Météo Festival in Mulhouse im Sommer 2018 nachlese (da war @redbeansandrice auch dabei), passt das immer noch, aber ich höre das heute ganz anders, bin davon begeistert, auch wenn ich nicht behaupten möchte, zu verstehen, wie das alles funktioniert:
gypsy-tail-wind
Météo | Mulhouse Music Festival – 21.-25.08.2018Die nächste Band, Ahmed, bestehend aus Pat Thomas (p), Joel Grip (b), Antonin Gerbal (d) und Seymour Wright (as), war eigentlich diejenige, bei der ich Erwartungen hatte. Das „eigentlich“ verrät schon: eingehalten wurden sie nur sehr bedingt. Im Programmheft, das heuer mit ziemlich blöden Texten glänzte, wurde eine Band angekündigt, die Ahmed Abdul-Malik zum Ausgangspunkt machte, einen in Sufismus bewanderten Musiker, der Ost und West habe verbinden wollen, „[a] kind of transcultural Sun Ra, closer to humans than to the inhabitants of the great beyond.“ Malik hätte die vier Musiker dazu inspiriert, seine Stücke neu zu denken, neue Möglichkeiten ans Licht zu bringen, die sie böten, was Vorstellungskraft und instrumentale Mittel bettreffe. Nunja. Los ging es noch halbwegs vielversprechend mit einem guten Solo von Joel Grip – eben: Ahmed Abdul-Malik, dachte man. Dann setzten die anderen ein und es geschah … nichts? Oder eben doch? Grip und Gerbal verzahnten sind in hypnotischen Grooves, vor allem Grip machte dabei durch das Set hindurch einen super Job, ohne jeglichen Ausrutscher (Gerbal verhaute sich mal ein wenig). Wright spielte nur hässliche Einzeltöne, meist in gleichbleibenden Abständen, manchmal kreischte sein Saxophon, dann kamen einfach wieder schrille, wüst gespielte Töne – quää … quää … quää … quää. Pat Thomas am Klavier hingegen machte ungefähr dasselbe wie mit Monk, einfach nun mit dem imaginierten Abdul-Malik. Das war nicht wenig genug und auch nicht viel genug – eigentlich dasselbe Dilemma wie am Abend davor (wo man wenigstens noch hätte sagen können: gut, Monks Stücke klingen ja auch alle irgendwie gleich). Man dachte bei dem Set unweigerlich an die tollen Sets, die im Vorjahr das milesdavisquintet! und The Necks spielten – doch eben: dazu lief bei Ahmed wiederum zuviel bzw. es gab zuwenig Stringenz. Es folgte nach dem langen Stück noch ein viel kürzeres als Zugabe – eine Zugabe, die eher die Band spielen wollte, als dass das Publikum sie eingefordert hatte. Im kleineren Format funktionierte das für mich dann auch etwas besser, es wurde tatsächlich deutlich, dass die vier jetzt ein anderes Stück spielten. Vielleicht hätten sie das ganze Set auch besser etwas kleinteiliger gestaltet? Jedenfalls Daumen hoch für Joel Grip!
Fazit: * * *
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