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Rahsaan Roland Kirk – Live in Paris (1970) | Ich hab ja so ein Ding namens Plattenspieler, da kann man so flache Plastic-Dinger drauflegen, dann der Katze eine Kralle ziehen und diese mit einem Gummiband … ihr wisst schon – diese Platte habe ich nicht via Bandcamp sondern mal etwas günstiger aus Barcelona geholt, daher ohne zugehörigen Download, und sie läuft gerade wirklich zum ersten Mal – etwas ärgerliches Ding eigentlich, weil davon in den Achtzigern zwei LPs erschienen sind mit dreizehn Stücken, von denen hier nur fünf zu hören sind … aus einem exisiterenden Bootleg quasi rückwirkend ein kuratiertes Album gemacht. Kann man machen, muss man aber nicht (ähnlich verhält es sich bei der neusten Platte der Reihe, vom Quartett von Thelonious Monk in Paris 1966: auch den Mitschnitt gab es zuvor schon, zuerst mit acht Stücken 1973 als Doppel-LP bei BYG, später minus den ganz kurzen Opener auf einzelnen CDs – auf der neuen LP fehlt eine halbe Stunde: das sehr lange „Sweet And Lovely“, das allein Seite C der DoLP füllte, und das ebenfalls lange „Off Minor“, mit dem die Seite D begann). Kirks Set hier geht etwas müde los (und ich frage mich, ob vielleicht die Musik eine Spur zu langsam läuft?), aber der Groove ist gut und Dick Griffin kann schon was, wenn er mal ran darf – was hier gleich im öffnenden 16minütigen „Sweet Fire“ der Fall ist. Ron Burton, Vernon Martin, Jerome Cooper und Joe Texidor wissen die Kirk-Grooves zu liefern. So richtig packen kann mich das Konzert aber leider wirklich nicht. Auf Seite 2 wirkt das dann alles deutlich lebendiger, es gibt einen Romp am anderen, Kirk an der (vokalisierten) Flöte (die halbe Zeit off-mic) in „Three for the Festival“ und dem süffigen „My Cherie Amour“, bevor er im langen „Volunteered Slavery“ dann wieder zum Sax greift. Ein klanglicher Leckerbissen ist das leider auch nicht gerade – manches klingt etwas verloren im (Hall-)Raum, anderes wiederum zu nah, zu laut, der Bass grummelt ständig und klingt in der tiefen Lage undifferenziert. Vermutlich war Kirk ständig in Bewegung – er spricht/chantet auch immer wieder, wechselt die Instrumente usw. – für einen Toningenieur wohl ein ziemlich Albtraum, erst recht, falls das direkt live in den Äther ging damals (was ich nicht weiss). Aber gut, darüber würde ich mir vermutlich keine Gedanken machen, wäre das eine CD … aber auf dickem Vinyl, bei wertiger Aufmachung und entsprechendem Preis ist die Ausgangslage halt schon eine andere.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba